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Odysseus, Herakles und Theseus waren meine Helden

Gespräch mit der Autorin Heike Wolff

Autorin Heike Wolff
Heike Wolff zwischen den Welten © Katrin Lantzsch

Die in der Leipziger Lesebühnenszene seit Jahren oft gesehene Autorin Heike Wolff hat nun einen großen, historischen Roman geschrieben. Ahoi-Redakteur nahm dies zum Anlass, mal wieder mit ihr zu schnattern:

 

Ahoi: Guten Tag, liebe Heike Wolff. Gerade lese ich Deinen Roman „Der Untergang von Phaistos“. Phaistos – und hier spiele ich gern einmal den Oberlehrer – war eine bronzezeitliche minoische Siedlung auf Kreta. Was hat Dich in die Bronzezeit getrieben?

Heike Wolff: Tatsächlich die Minoer, diese geheimnisumrankte erste Hochkultur auf europäischem Boden, die lange Zeit den Handel im östlichen Mittelmeer dominiert haben. Alles, was wir über dieses Volk wissen, beruht auf archäologischen Funden oder Überlieferungen anderer Kulturen, denn sie haben keine für uns verständlichen Schriftzeugnisse hinterlassen. Als ich das erste Mal vor dreißig Jahren in Phaistos stand und in den Museen die feine Keramik und den filigranen Schmuck sah, war ich fasziniert. Seither lese ich alles über die Minoer, was ich in die Finger bekommen kann, und so lag es auf der Hand, ihnen auch einen Roman zu widmen.

 

Ahoi: Du hast ja sowieso eine Affinität zu Kreta. Wie ist es dazu gekommen?

Heike Wolff: Schon als Kind habe ich die griechischen Sagen verschlungen. Odysseus, Herakles und Theseus waren meine Helden. In Griechenland liegt die Wiege unserer Kultur und Deshalb bin ich Anfang der 90er Jahre zum ersten Mal nach Griechenland gereist und habe mich sofort in dieses Land verliebt. Ganz besonders verzaubert hat mich Kreta. Die Insel ist wie ein eigener Kontinent, unglaublich vielfältig. Über zweitausend Meter hohe Gebirge und dazu das Meer in seinen unzähligen Blautönen. Jeder Quadratmeter atmet Geschichte. Und dazu die Menschen, die die Landschaft und die Historie ihrer Heimat spiegeln. Oder, um es mit den Worten des großen Literaten Nikos Kazantzakis zu sagen: Wer seinen Fuß auf diese Insel setzt, fühlt eine seltsame Kraft in die Adern dringen und die Seele weiten.

 

Ahoi: Und um was geht es im Roman – einfach mal für all die, die ihn gern lesen würden …

Heike Wolff:  Der Roman erzählt die Geschichte von Ide, der Tochter des Herrschers von Phaistos. Ide muss sich zwischen der Loyalität zu ihrem Volk und ihrer Liebe zu Flottenkapitän Geros entscheiden, als die Achäer Kreta überfallen und die Herrschaft über das Mittelmeer übernehmen wollen. Sie ahnt nicht, dass ihr schlimmster Feind nicht unter den Achäern sondern in den eigenen Reihen zu suchen ist. 
Es ist eine Geschichte über den Untergang der Minoer ebenso wie eine Geschichte über eine junge Frau, die lernen muss, Verantwortung zu übernehmen und ihren eigenen Weg zu finden.

 

Ahoi: Du schreibst aus der Ich-Perspektive, was ja auch bedeutet, dass Du Dich intensiv mit dem Gefühlsleben Deiner Hauptperson im zeitlichen Kontext auseinandersetzen musstest. Warum Ich-Perspektive?

Heike Wolff: Es ist das erste Mal, dass ich eine längere Geschichte in der Ich-Perspektive geschrieben habe. Sie passt einfach perfekt zu Ide, die sich als alte Frau an die Geschehnisse in ihrer Jugend erinnert. Durch die Nähe, die dabei zwischen den Lesern und Ide entsteht, fällt es leichter, gedanklich in diese so ferne Vergangenheit zu reisen. Für mich war es herausfordernd, weil ich gern handlungsorientiert und temporeich schreibe und hier für meine Verhältnisse tief in das Fühlen und Denken meiner Protagonistin eintauche.

 

Ahoi: Seit 2017 verantwortest Du in Delitzsch die „Offene Lesebühne“. Wie kam es dazu und wie läuft das da ab?

Heike Wolff: In Delitzsch gab es damals ein Lesecafé, das die Organisatoren nicht weiter betreiben wollten. Karl-Georg Gräfe, ein Leipziger Literat, und ich beschlossen gemeinsam mit Jens Fahr, dem Betreiber der Altstadtkneipe No.2, das Format für Delitzsch zu erhalten. Wir treffen uns am vierten Sonntag im Monat um 17.17 Uhr. Wer etwas vorliest, bekommt zehn Minuten Zeit und ein Freigetränk. Im Anschluss sitzen wir zusammen zum „philosophischen Nachtisch", wie es einer unserer Stammleser genannt hat, speisen und reden über Bücher und die Welt. Interessierte, ganz gleich ob sie lesen oder zuhören wollen, können gern vorbeikommen.

 

Ahoi: Ich hörte von einem Projekt namens „Turm der Winde“. Was ist das denn?

Heike Wolff: Das ist der Arbeitstitel meines Fantasy-Romans, der beim sächsischen Legionarion-Verlag unter Vertrag genommen wurde und noch auf seine Veröffentlichung wartet. Die Geschichte dreht sich um einen Zauberer, der mit den Schatten der Vergangenheit kämpft, und eine Drachenreiterin, die nach ihren Wurzeln sucht. Ein Termin, wann das Buch erscheint, steht noch nicht fest. Ich hoffe, dass ich nicht mehr allzu lange warten muss.

 

Ahoi: Vor Jahren hast Du Dich gern auf Leipziger Lesebühnen wie den „durstigen pegasus“ getummelt. Gibt es da noch Kontakte?

Heike Wolff: Das passt ja, was Du hier fragst. Am 20. Februar 2023 bin ich beim „durstigen pegasus" und rede mit Eileen Mätzold über den „Untergang von Phaistos". Ansonsten trifft man mich häufig bei „Größer als Godzilla" vom geschätzten Kardinal Freundlich oder beim Poetry Slam in der Bibliothek Südvorstadt, den ich sogar mal gewonnen hab. Auch bei Jan Lindners „Pinzette vs. Kneifzange" habe ich schon gelesen. Ich schätze die Lesebühnenszene in Leipzig sehr, die wirklich offen für alle Arten von Texten und Schreibenden ist.

 

Ahoi: Das Buch „Der Untergang von Phaistos“ erschien im istolé-Verlag. Das ist ein ganz frischer Verlag, wen ich richtig informiert bin. Was ist das denn für ein Verlag, Du kannst doch da bestimmt etwas mehr erzählen …

Heike Wolff: istolé gehört zu AKRES Publishing, einem Verlag aus Wuppertal, der sich ausschließlich historischen Stoffen widmet. Während unter AKRES Publishing Fachbücher erscheinen, werden unter dem Imprint istolé historische Romane verlegt. Ich hatte wirklich Glück, in den Weiten des Internets zur rechten Zeit auf den Althistoriker und Verleger Christian Leek zu treffen, der den Verlag mit viel Liebe und Herzblut aus der Taufe gehoben hat und ein tolles Team in seinem Rücken weiß.

 

Ahoi: Und wie kommt Dein Buch jetzt unters Leservolk???

Heike Wolff: Den „Untergang von Phaistos" gibt es als Print für 17,00 Euro im Buchhandel (ISBN: 9783910347045) oder als E-Book für 5,99 Euro (ISBN: 9783910347052 derzeit noch über die Verlagswebsite https://www.akres-publishing.com/products/der-untergang-von-phaistos). Wer ein signiertes Exemplar möchte, kann gern direkt bei mir bestellen. 
Außerdem bin ich dabei einige Lesungen zu organisieren. Folgt mir also gern bei Facebook oder Instagram @schreibwolff oder schaut auf meiner Website http://www.autorin-heikewolff.de vorbei.

 

Ahoi: Dann wünschen wir Dir viel Freude weiterhin beim Schreiben und natürlich auch Verkaufserfolge.

Heike Wolff: Ich danke Dir, lieber Volly.

Heike Wolff im Netz:

www.autorin-heikewolff.de

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