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  • Interviews
Klimagerechte Lösungen für den Baubranche

Gespräch mit Alexander Jung (Berater bei Balco Balkonkonstruktionen GmbH)

Es wird wirklich viel protestiert derzeit. Beim Thema Klima hat der Protest auch dafür gesorgt, dass die Mühlen in den Entscheidungsräumen endlich beginnen, zu mahlen. Natürlich am Anfang etwas ruckelig. Ahoi-Redakteur Volly Tanner traf Alexander Jung, der für die Firma Balco Lösungen anbietet, im Segment Bau zukunftsfähig zu werden. Hochinteressante Antworten, von denen man manchmal einfach wissen muss:

Alexander Jung
Alexander Jung (Berater/ Vertrieb Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Schleswig- Holstein und Niedersachsen für Balkonverglasungen und Laubengangverglasung bei Balco Balkonkonstruktionen GmbH) © Volly Tanner

Ahoi: Wo kommt die Firma Balco her?

Jung: Wir sind ein deutsches Unternehmen mit schwedischen Wurzeln. Unsere Kernmärkte sind mit unseren Verglasungen derzeit Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Deutschland, Polen.

 

Ahoi: Was ist Ihre Aufgabe?

Jung: Ich berate und begleiten Architekten, Ingenieure und Bauherren ab Leistungsphase 1. Gemeinsam entwickeln wir Konzepte für den jeweiligen Baukörper und stimmen diese auf unsere Verglasungen ab. Man muss sich das wie eine Schutzhülle für das Haus vorstellen.

 

Ahoi: Was sind Ihre Kernprodukte?

Jung: Verglaste Balkone, Verglasungen von Laubengängen auch mit Brandschutzkonzept. Das Ganze im Neubau und in der Sanierung.

 

Ahoi: Was genau ist eine Balkonverglasung, wo kommt Sie her. Welchen Zweck erfüllt sie und welchen Mehrwert hat der Nutzer?

Jung: Die Balkonverglasung kommt aus den nördlichen europäischen Ländern. Dort ist es üblich, einen Balkon komplett zu verglasen und quasi darin Freizeit zu verbringen wie in einem Wintergarten. Die Schweden z.B. haben zudem viele Hochhäuser. Ab dem 4. Stock kann auch bei uns immer mal der Wind kräftig wehen. Zudem schafft eine Verglasung einen wohltemperierten Raum der fast ganzjährig nutzbar ist. Eine Geräuschreduzierung um 21dB schont zudem auch die Nerven und lädt zur Entspannung ein. Der Nutzer hat wahlweise die Möglichkeit, auf einem offen aufgezogenen Balkon als auch mit zugezogenen Fenstern die Aussicht zu genießen.

 

Ahoi: Welche Zielgruppe hat Balco noch? Welcher Mehrwert ergibt sich für diese?

Jung: Zielgruppe sind eindeutig alle diejenigen, die eine Immobilie entwickeln, bauen und bewirtschaften. Unsere Kaltverglasung kann nahezu überall zum Einsatz kommen.

Unsere Verglasung schützt auch Materialien wie z.B. Fassade, Fenster Betonteile vor Witterungseinflüssen, die zu Betonschäden, Nässe, Schimmelbildung und Grünspan führen. Eine neue Sanierung nach 20 Jahren wird überflüssig. Damit sparen Bauherren sich Ressourcen und Kosten. Denn unsere Verglasungen halten locker hundert Jahre.

 

Ahoi: Wie wird derzeit neugebaut und saniert?

Jung: Das kann ich kurz und knapp beantworten. Nicht nachhaltig genug. Bei einer Sanierung wird der Beton und die Brüstung meist nur erneuert. Neue, teure Betonplatten gesetzt und meist Stabgeländer nebst Metallunterkonstruktion angebaut. Freundlicher wirken da schon die Balkone mit der Milchglasbrüstung. Danach kommt noch ein bisschen Farbe und Wandmalerei an die Fassade und fertig ist das Kunstwerk. Im Hinblick auf die neuen Klimaziele sind unserer großflächig verglasten Balkone ein echter Energiesparfaktor und sogar förderfähig im Zuge einer energetischen Fassadensanierung. Obendrein sparen wir Ressourcen dank großteiliger Vorfertigung im Werk

 

Ahoi: Wie bauen Sie als Fachbetrieb?

Jung: Wir schauen uns zunächst das Objekt an. Untersuchen den Bestand und unterbreiten dann unserem Kunden Vorschläge und erarbeiten mit ihm ein Konzept. Wenn der Beton noch zu sanieren ist und Kosten sich im Rahmen halten, können wir die Platten im Regelfall so belassen oder sogar um 30cm verlängern. Somit ergibt sich ein kleine Wohnflächenerweiterung. Dann wird unser Verglasung vor die Betonplatte montiert. Wenn der Beton wirklich nicht mehr zu sanieren ist, wird die Demontage vorgeschlagen und es kommt eine neue (max. Größe) Betonplatte an den Gebäudekörper.

 

Ahoi: Wo sieht sich Balco mit seinen Produkten in Zukunft? Gibt es eine Vision?

Jung: Mit unseren Patenten und Systemlösungen haben wir gleich mehrere Asse im Ärmel.

Zum Einen spart man bis zu 12 % der Heizkosten. Unsere Systeme verfügen über ein integriertes Entwässerungssystem, welches Wasser an der Fassade ableitet und die Möglichkeit bietet, in Zisternen zu entwässern. Damit können wiederum Grünflächen bewässert werden. Weiterhin haben wir mit Partnern ein System entwickelt, welches uns ermöglicht, Solarfolien in unsere Brüstungen zu integrieren, die ein kleines Balkonkraftwerk ergeben.

Zudem sind unsere Systeme zu 100% recyclebar. Unsere Vision: Wir sehen uns als Begleiter und Berater und stellen unserer Verglasungen dem Markt zur Verfügung.

 

Frage: Wie kann Balco zukünftig zum Klimaprogramm 2045 beitragen? Wo liegen mögliche Hürden?

Jung: In dem wir gemeinsam Projekte mit der Baubranche entwickeln und umsetzen. Hürden sehe ich aktuell bei vorhanden aber nicht abgerufenen Förderprogrammen. Auch stehen die Bauherren vor erneuten Herausforderungen. Wer sagt ihnen wie es geht? Wer berät und betreut das Konzept der Zukunft, wie werden die Mittel beantragt? Wie können Kosten verteilt werden? Vor allem Bauherren, die erst vor kurzem modernisiert oder neu gebaut haben, können nicht einfach die Kosten komplett auf Mieter umlegen. Zudem ist eine Modernisierungsumlage von 11 auf 8 % zu kürzen auch nicht förderlich für die noch anstehenden Sanierungen.

Es bedarf hier unbedingt die Hilfe der Politik. Auch macht es Sinn, gewisse Bauweisen in einem Stadtteil einheitlich fortzusetzen. Gucke ich heute in den Stadtteil Grünau, dann sehe ich „Leipziger Allerlei“ aber auch ein paar Verglasungen. Der Geschossbau der DDR und dessen verschiedene Gebäudetypen eignen sich wunderbar für verglaste Balkone oder barrierefreie Laubengänge für altersgerechtes Wohnen.

Auch müssen die Mieter auf diese Reise mitgenommen werden; dafür bieten wir Informationsveranstaltungen, bauen in einem Zelt unsere Module zum Anschauen und Anfassen auf und erklären die Handhabung.

Letztendlich ist es doch wichtig, dass wir Häuserflächen effizient nutzen, Häuser nicht einzeln betrachten, sondern ganze Stadtquartiere und deren Ansichten bunt harmonisch und vor allem ökologisch gestalten. Dabei ist die Lösung, in die Höhe zu bauen, ein Ansatz der schon seit hundert Jahren praktiziert wird. Der für mich auch logisch erscheint, da weniger Fläche beansprucht und bewirtschaftet werden muss.

Jeder der z.B. mal einmal in Kopenhagen war, wird sehen, dass wir uns hier einiges abschauen können.

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