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„Wir sind Nachbarn, keine Feinde“

Friedlicher Dialog mit Kunst

Hilfe für Neuankömmlinge und Kunst gehören beim Leipziger Verein Sagart zusammen. Jetzt plant er eine Ausstellung in der Peterskirche mit Künstlern von Angola bis Russland als Beitrag zum interkulturellen Dialog.

Sagart e. V.
Künstler und Organisatoren freuen sich bereits auf die Ausstellung (v. l.): Johannes Eckardt, Michael Touma, Peter Degtar und Valeria Drotskaja © Rico Thumser

Wenn irgendwo in Europa oder dessen Nachbarschaft eine Krise ausbricht, dann lässt sich das auch bei Sagart im Leipziger Osten ablesen. 2015 klopften auf einmal viele Syrer bei dem Verein an, der praktische Lebenshilfe für Geflüchtete eng mit Kunst verbindet.

„Zuletzt sind viele Schutzsuchende aus der Ukraine zu uns gekommen“, sagt Vereinsgründer Peter Degtar, ein Mathematikprofessor, der vor vielen Jahren aus Usbekistan nach Leipzig kam.

Kunst überwindet kulturelle Grenzen

Sagart wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, Hilfe zur Selbsthilfe für neu ankommende Akademiker anzubieten, Kontakte herzustellen, im Behördendschungel zu helfen, den Weg auf den Arbeitsmarkt zu ebnen. Zunächst galt der Fokus noch Menschen aus Osteuropa. Da sich unter ihnen viele Künstler befanden, hat sich auch Sagart schnell zu einem ziemlich international durchmischten Kunstzentrum und einer Plattform für den kulturellen Dialog entwickelt.

Mit dem syrischen Künstler Ali Al-Ahmad hat Sagart eine Werkstatt und Lehrstätte für Arabeskenmalerei eingerichtet. Zunächst kamen junge Menschen aus muslimischen Ländern, um die Kunst zu erlernen, später ganze Schulklassen. Jetzt plant Degtar zusammen mit Kurator Michael Touma die Ausstellung „Wir sind Nachbarn, keine Feinde“.

„Es ist mein Herzensprojekt“, sagt Degtar bei einer Ortsbegehung in der Peterskirche. Ein paar der Künstler, darunter Johannes Eckardt und Valeria Drotskaja, sind schon dabei.

Menschen in ihrem Alltag haben mit Kriegen nichts zu tun. Sie sind keine Feinde. Peter Degtar, Gründer des Sagart e. V.

Peterskirche als Ort der Verständigung

Voraussichtlich acht Maler von Syrien bis Russland, von Angola über Israel bis zur Ukraine werden letztlich ausstellen. „Manche hatten schon Erfolg in ihren Heimatländern und mussten hier neu anfangen“, sagt Touma. „Sie haben viel Potenzial mitgebracht“, ergänzt Degtar.

Entscheidend ist der Geist hinter der Ausstellung. Kriege, sagt Degtar, würden von Regierungen angezettelt. „Die Menschen in ihrem Alltag haben damit nichts zu tun. Sie sind keine Feinde. Wir wollen einen kleinen Beitrag zur Verständigung leisten.“ Zur Vernissage am 8. September wird die Künstlerin Valeria Drotskaja auch als Musikerin zu erleben sein.

Ausstellungseröffnung „Wir sind Nachbarn, keine Feinde“
8. September, 18 Uhr
Peterskirche, Schletterstraße 5

Mehr Infos auf
www.peterskircheleipzig.de und über den Verein unter www.sagart.de.

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