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  • Stadtgeschichte
Teil 27: Café Felsche

Französisches Flair am Augustusplatz

1835 eröffnete Wilhelm Felsche am Augustusplatz ein französisches Café nach seinen Vorstellungen. Fast 100 Jahre war es eines der beliebtesten Kaffeehäuser Leipzigs, bevor es im 2. Weltkrieg zerstört wurde.

Café Francais später Café Felsche
1835: Wilhelm Felsches Café zog vor allem das vermögende Leipziger Bürgertum an. Die beliebte Flanier­terrasse schmückten seit jeher Orangenbäumchen und üppige Oleander. Fassade und Innen­einrichtung wurden im Laufe der Zeit mehrfach neugestaltet. © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Nur wenige Spuren des Leipziger Chocolatiers Felsche überdauerten die Zeit. An das frühe Herzstück, das Café Felsche, erinnert heute lediglich der Name eines Neubaus, welcher mit dem klassizistischen Kaffeehaus von 1835 nicht mehr viel gemein hat.

Wilhelm Felsche gründete bereits 1821 eine Schokoladenfabrik in Gohlis.Neben seinem Ladengeschäft in der Grimmaischen Straße sollte das Café vor allem den Warenabsatz erhöhen. Seiner Liebe zur Pariser Kaffeehauskultur wegen nannte er es zunächst Café Francais.

1867 übernahmen Tochter Johanna und Schwiegersohn Adolph Schütte-Felsche sen. die Geschäfte. Während der Firmengründer noch auf den Absatz seiner Kakaowaren durch das Café angewiesen war, wurde die reine Schokoladenherstellung nun zum Hauptgeschäft. Auch dank der Messe verkaufte sich Felsches Schokolade jetzt im ganzen Land. Die Fabrik in Gohlis wurde zwar beharrlich erweitert, die Bewirtung des Kaffeehauses jedoch gab die Familie 1890 schließlich an Pächter ab.

Das Café in den Wirren der Kriege

Übersteigerter Nationalismus führte zu Beginn des 1. Weltkriegs auch dazu, dass französische Bezeichnungen als „Verunreinigung“ der deutschen Sprache verstanden wurden. Das Café Francais wurde deswegen erst in Café Felsche und später in Kaffeehaus Felsche umbenannt.

Unter der Rationierung von Kakao und Zucker während der beiden Weltkriege dürfte auch das Warenangebot des Cafés deutlich gelitten haben. Die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Schokolade wurde schließlich sogar untersagt und Felsche produzierte seine Schokoladentäfelchen nur noch für die Wehrmacht. Dies führte nach 1945 zur sofortigen Enteignung der Firma. Das Kaffeehaus war zu diesem Zeitpunkt bereits zerstört. Es fiel 1943 der Bombardierung Leipzigs zum Opfer.

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