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Stadtgeschichte Teil 44

Festwoche gegen das Vergessen

Am 10. September 1922 wurde die Ez-Chaim-Synagoge in Leipzig eingeweiht. In diesem Jahr wäre die Synagoge 100 Jahre alt geworden, wäre sie nicht von den Nationalsozialisten zerstört worden.

Innenraum
1920er: Nach den Plänen des Architekten Gustav Pflaume wurde das ursprüngliche Gebäude zur Synagoge umgebaut. Erst zwei Jahre nach der Einweihung wurden die Bauarbeiten endgültig abgeschlossen © Sammlung Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Mit Platz für fast 1.000 Gläubige war der Sakralbau in der Otto-Schill-Straße die zweitgrößte Synagoge nach der Großen Gemeindesynagoge. Benannt wurde sie nach ihrem Stifter, dem Leipziger Pelzwarenhändler Chaim Eitingon.

Er war auch der Gründer der Eitingon-Stiftung, die ab 1928 das Israelitische Krankenhaus im Waldstraßenviertel betrieb. Beide Häuser sind nach den Plänen des Architekten Gustav Pflaume errichtet bzw. umgebaut worden.

Von der Ausstellungshalle zum Gotteshaus

Die Baugeschichte der Ez-Chaim-Synagoge begann allerdings schon weit vor ihrer Einweihung und steht im Zusammenhang mit der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung von 1897. Im Rahmen der STIGA wurde eine Ausstellungshalle für Fahrräder errichtet. Diese wurde im Anschluss zunächst als Turnhalle genutzt, bevor sie schließlich zur Synagoge für die hiesige jüdisch-orthodoxe Glaubensgemeinschaft umgebaut wurde.

In den Morgenstunden des 10. November 1938 wurde das Haus von Nazis angezündet und komplett zerstört. Dabei verbrannte auch die wertvolle Gemeindebibliothek. Die Kosten der Trümmerbeseitigung betrugen 8.234,09 Reichsmark und mussten von der Gemeinde selbst getragen werden. Eine ebenso perfide wie gängige Handhabe nach den Novemberpogromen.

Aktuelle Erinnerungskultur

Heute findet sich an dem Standort keine sichtbare Erinnerung an die ehemalige Synagoge. Das soll sich ändern. In den vergangenen Monaten fanden zahlreiche Veranstaltungen sowie Workshops an Schulen zum Thema jüdisches Leben in Leipzig statt. Die Ergebnisse werden während der Festwoche ab 4. September vorgestellt.

Geplant sind Musik, Lesungen und Vorträge. Am 10. September – auf den Tag genau 100 Jahre nach der Einweihung der Synagoge – findet die Festwoche mit einer liturgischen Feier ihren Höhepunkt.

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