• Familie
  • Leipzig engagiert sich
Schwimmen lernen

Ex-Spitzensportler bringt Leipzig das Schwimmen bei

Der frühere Ruderer Johannes Doberschütz ist einer der Köpfe hinter dem Projekt LeipzigLerntSchwimmen. Bis zu 3.000 Kinder lernen im Jahr das Schwimmen in den Bädern des Unternehmens.

Babyschwimmen im Westbad
Seit 2019 mit modernerem Konzept, mehr Trainern, mehr Kindern und mehr Kursen unterwegs: Johannes Doberschütz während des Babyschwimmens im Westbad © Rico Thumser

Acht Väter und Mütter stehen im Schwimmbecken im Souterrain des Westbades am Lindenauer Markt bis zur Brust im Wasser und wiegen sanft ihre Babys von der einen auf die andere Seite. Zwei Trainerinnen haben das Lied „Es schwimmt ein kleiner Wassermann“ zur Melodie von „Es geht ein Bi-Ba-Butzemann” angestimmt.

Das Babyschwimmen ist einer von fünf Schwimmkursen von der ersten frühkindlichen Wassergewöhnung bis zum Kinderlernschwimmen, die Johannes Doberschütz und seine Kollegen über die Website www.leipziglerntschwimmen.de (LLS) anbieten. Bis zu 3.000 Kinder pro Jahr lernen in den vier Bädern des Unter nehmens GESPRO, das hinter dem Angebot steckt, schwimmen.

„Schule darf nicht den Auftrag haben, Kindern das Schwimmen beizubringen. Das sollte viel früher losgehen“, betont Doberschütz. „Im Idealfall gewöhnen sich die Kinder vom Baby- bis zum Kinderlernschwimmen in den ersten Lebensjahren kontinuierlich spielerisch ans Wasser.“

Teil des Deutschlandachters

Der 2,05 Meter große, breitschultrige und über das ganze Gesicht strahlende Mitinhaber kommt ursprünglich aus dem Leistungssport. Als Ruderer war er Teil des berühmten Deutschland-Achters, gewann WM-Medaillen. Nach der aktiven Karriere schloss er sich dem Unternehmen seines Vaters Jens Doberschütz an, der ebenfalls Spitzen-Ruderer war und sogar Olympia-Gold gewann.

Angesichts knapper Schwimmbad-Kapazitäten in der Messestadt baute die Firma privatwirtschaftlich selbst eigene kleinere Becken, die sich für Reha-Sport ebenso eignen wie für Kinderschwimmen. Alles begann mit dem Becken in einem alten Straßenbahnhof in der Bornaischen Straße. Danach kam das Angebot, das sogenannte Pionierbecken im früheren Westbad auszubauen. In Liebertwolkwitz und in der Demmeringstraße gibt es inzwischen weitere Bäder.

Eine Sache für Profis

Um das Seepferdchen zu absolvieren, benötigen die meisten Kinder zwei Kurse, einen Grund- und einen Aufbaukurs, der jeweils acht Termine umfasst und 125 Euro kostet. Natürlich ist es günstiger, seinen Kindern das Schwimmen selbst beizubringen. Doch Doberschütz empfiehlt, das einem Profi zu überlassen.

„Die Kinder ziehen sonst immer die Eltern-Karte: ,Ich will nicht mehr‘. Bei einem anderen Trainer sagen sie das nicht so schnell.“ Zudem kennen die Trainer die methodische Reihe beim Schwimmenlernen genau, haben professionelle Auftriebsmittel zur Verfügung und vor allem jede Menge Erfahrung. Auch Doberschütz selbst, Vater von vier Töchtern, hat es einem anderen Trainer überlassen, seinen Kindern das Schwimmen beizubringen.

Wegen der Pandemie konnten zwei Jahrgänge nicht richtig schwimmen lernen oder festigen. Als die Bäder wieder öffnen durften, stauten sich die Interessenten. Bis zu zwölf zusätzliche Kurse pro Woche bot LLS an. „Jetzt haben wir den Stau abgearbeitet und bei den Anmeldungen wieder Verhältnisse wie vor Corona“, sagt Doberschütz.

55 Mitarbeiter hat das Unternehmen inzwischen. „Unser Traum ist, noch ein weiteres Bad mitzugestalten, bei dem wir aus der Erfahrung der vergangenen Jahre schöpfen und das perfekte Bad bauen“, sagt der 43-Jährige. Etwa im Leipziger Norden, wo es aktuell wenig Angebote gibt.

Der Angst die Zunge herausstrecken. Lisa Marie Virkus (25) ist Werksstudentin, studiert Gesundheitsförderung und -management und gibt Schwimmkurse im Projekt LLS

Wie lernen Kinder mit Lust und ohne Angst Schwimmen?

Virkus: Die wichtigsten Punkte sind Spaß und Sicherheit im Wasser. Wir erfinden Fantasie-Geschichten, durch die Kinder spielerisch Lust entwickeln, sich auf dem Wasser zu bewegen. Zum Beispiel, indem die Kinder in eine Geschichte eingebettet verloren gegangene Bälle und Wassertiere wieder einsammeln. Sobald man das Vertrauen hat, wachsen sie schnell mit ihren Aufgaben und haben Erfolgserlebnisse.

Was ist die größte Hürde beim Schwimmlern-Prozess?

Virkus: Kinder schwimmen anfangs meist wild und hektisch. Dann verlässt sie schnell die Kraft und sie haben das Gefühl unterzugehen. Durch Atemtechniken, indem wir etwa einen Wasserball vor uns herpusten, merken die Kinder, wie entspannt man schwimmen kann.

Wie können Eltern unterstützen?

Virkus: Viele Eltern sagen ihren Kindern: „Hab keine Angst vorm Tauchen!“ Ich hasse diesen Satz, weil er eher Angst hervorruft und die Kinder nichts damit anfangen können. Das Tauchen ist bei manchen Kindern ein langer, sensibler Prozess. Deswegen bitte ich die Eltern immer, das nicht zu sagen.

Weitere Infos unter
www.leipziglerntschwimmen.de

« zurück
zur aktuellen Ausgabe