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  • Stadtgeschichte
Vom Rittergut zum Szenebier

Einst Tradition, heute Kult

Sterni ist Kult. Nicht nur in Leipzig. Es ist eines der am häufigsten getrunkenen Biere in Ostdeutschland und kann in diesem Jahr auf eine bewegende 200-jährige Geschichte zurückblicken.

Sternburg Brauerei
Um 1900: Die Sternburg Brauerei gehört zu den größten in Mitteldeutschland. Man expandierte durch die Übernahme kleinerer Brauereien und verzeichnete zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits elf Niederlassung, auch in Halle, Merseburg und Borna © Archiv Sternburg Bier

Die Geschichte der Sternburg Brauerei beginnt mit dem Wollhändler Maximilian Speck. Zum Zweck der Viehzucht erwarb er 1822 das Rittergut Lützschena. Zum Gelände gehörte auch ein Brauhaus, welches Speck nun zum Brauherrn machte. Ein Jahr später erhielt er für sein Bier eine Verkaufsgenehmigung im Burgkeller am Leipziger Naschmarkt.

Das Wirtshaus entwickelte sich in den darauffolgenden Jahrzehnten zum Hauptausschank für Sternburg Bier. Den Namen erhielt das Bier vom Brauherrn, der mittlerweile den Adelstitel Maximilian Speck von Sternburg trug. Das Brauereigeschäft florierte und nahm als Familienunternehmen weiter Fahrt auf.

Zwangsarbeit und Enteignung

Während des 1. Weltkrieges musste die Bierproduktion wegen Rohstoffmangels einschränkt werden. Das Geschäft erholte sich nach Kriegsende schnell und Sternburg konnte wieder in zahlreichen Leipziger Wirtshäusern ausgeschenkt werden. In den sozialdemokratischen Arbeiterkneipen wurden in den 1920ern aber auch Boykottaufrufe gegen Sternburg laut, da einige Mitarbeiter der Brauerei Mitglieder der NSDAP waren.

Die Unternehmensspitze hielt sich nach außen zunächst neutral. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten 1933 entließ man dann aber ohne großes Aufheben alle kommunistischen und sozialdemokratischen Mitarbeiter. Außerdem unterstützte man die Zerschlagung hiesiger Arbeitersportvereine.

Während des 2. Weltkriegs besaß die Brauerei ein eigenes Zwangsarbeiterlager. Die 50 Arbeiter machten 13 % der Gesamtbelegschaft bei Sternburg aus. Nach Ende des Krieges wurde die Brauerei enteignet und durch die sowjetische Militäradministration verwaltet. Die offizielle Verstaatlichung erfolgte 1947.

Erfolgreicher Imagewechsel

Zu DDR-Zeiten noch sehr erfolgreich, erlitt Sternburg Bier mit der Wende seinen heftigsten Absatzeinbruch. Im Mai 1991 wurde die Produktion eingestellt und die Brauerei in Lützschena vom neuen Besitzer der Brau und Brunnen AG stillgelegt. Ein Jahr später begann die Produktion im Leipziger Brauhaus in Reudnitz.

2006 übernahm die Radeberger Gruppe und damit die Dr. Oetker AG die Reudnitzer Brauerei. Die Traditionsmarke Sternburg Bier erhielt dank eines gelungenen Marken-Relaunchs eine Verjüngungskur und gilt seither als Szenebier.

Alle Infos unter
www.sternburg-bier.de

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