//
//
  • Zoo Leipzig
Zoo Leipzig

Einsatz für bedrohte Tierarten

Über 580 Tierarten haben im Zoo ihr Zuhause. Manche gelten als extrem bedroht, manche sind in freier Wildbahn bereits ausgestorben. In fast 80 Zuchtprogrammen weltweit unterstützt der Zoo den Artenschutz.

Sebastian Schorr
Schöne Momente – der Tierpfleger Sebastian Schorr kümmert sich um zwei Affenjungtiere und hofft auf ihr Überleben © Zoo Leipzig

Ein Beispiel ist das Rettungszentrum für gefährdete Primaten in Vietnam. Gegründet 1993, wird es heute vom Zoo Leipzig und dem Cuc-Phuong-Nationalpark betrieben. „Wir engagieren uns, um bedrohte Arten vor dem Aussterben zu retten. Es sind Primaten, die beim illegalen Handeln beschlagnahmt wurden, oder Jungtiere, deren Eltern getötet wurden“, weiß Michael Meyerhoff, Artenschutzbeauftragter des Zoos Leipzig.

So gab es im Zentrum 5 Cat-Ba-Langure, weltweit leben nur noch 70. Es gelang, Nachkommen zu züchten. Über 500 Tiere wurden bisher aufgenommen, über 200 konnten wieder ausgewildert werden. Heute beherbergen die Gehege rund 200 Primaten aus 13 Arten. Der Zoo hilft finanziell mit 200.000 Euro jährlich. Doch das ist längst nicht alles. Regelmäßig sind Leipziger Tierpfleger in Vietnam. Kümmern sich um die Primaten, unterstützen die einheimischen Tierpfleger.

Konkrete Hilfe vor Ort

Gerade ist Sebastian Schorr da. Zu seinem Alltag gehören mehrere Dinge. „Wir behandeln kranke Affen, stellen Gruppen neu zusammen und überwachen den baulichen Zustand des Rettungszentrums“, erzählt er. Manches ist wie in Leipzig – Gehege reinigen, Tier füttern und beschäftigen. „Und 400 Kilo Laub schneiden, die wir täglich für die blätterfressenden Languren benötigen. Dabei legen wir großen Wert darauf, den Affen eine gewisse Vielfalt anzubieten“, erzählt Sebastian Schorr.

Gegenwärtig leben zwei Languren-Babys im Zentrum, die regelmäßig Milch bekommen müssen. „Da ich im Center wohne, übernehme ich die letzte Mahlzeit um 21 Uhr“, sagt er.

Eine Option - Auswildern

Besonders erschreckend ist der Gesundheitszustand der Affen. Nicht alle überleben, weiß der erfahrene Pfleger. Manchmal geht es ihnen auch gut. Es passiert auch, „dass wir einen Zwergplumplori behandeln und ihn nach eingehender Untersuchung und kurzer Beobachtungszeit wieder in die Natur entlassen“, so Schorr. Auswildern sei nur im natürlichen Verbreitungsgebiet möglich. „Soziale Affen wie Languren und Gibbons kann man nur in einer intakten Gruppe entlassen. Die Tiere müssen fit und auf ein Leben in der Natur vorbereitet sein.“

In wenigen Wochen kommt Sebastian Schorr zurück nach Leipzig. Mit vielen Eindrücken. „Wir betreuen hochbedrohte vietnamesische Primaten. Die Bevölkerung entwickelt langsam ein Verständnis für das natürliche Erbe. Im Van-Long-Naturschutzgebiet gedeihen die Delacour-Languren prächtig. Das Überleben der Art scheint wieder denkbar.“

Der Weg ist nicht leicht, weiß auch Michael Meyerhoff, Artenschutzbeauftragter im Leipziger Zoo. „Aus einer Handvoll beschlagnahmter Tiere Gruppen zu machen, dauert schon mal 20 Jahre. Wir engagieren uns seit 20 Jahren, sind seit 10 Jahren Träger des Primaten-Artenschutzzentrums.“

Den vielen Affen-Kindern in ihrer Entwicklung zuzuschauen, macht Freude.3 Fragen an: Sebastian Schorr, Tierpflege, z. Zt. in Vietnam

Welche Hindernisse müssen vor Ort gemeistert werden?
„Die größte Herausforderung stellt die Gesundheit der Affen dar. Das ist nicht mit einem Zoo vergleichbar, wo die Tiere oft seit Generationen in Menschenhand leben. Viele unserer Pfleglinge stammen aus ungewissen Verhältnissen. Deshalb werden alle Neuankömmlinge genauestens untersucht. Doch nicht jedem Affen können wir helfen – leider.“

Was sind die schönen Momente für einen Pfleger in Vietnam?
„Den vielen Affen-Kindern in ihrer Entwicklung zuzuschauen, macht Freude. Gern kontrolliere ich die Freigehege. Die Affen hier zu sehen, ist einfach großartig. Das Center befindet sich direkt im Cuc-Phuong-Nationalpark. Immer wieder kann man deshalb Tierarten entdecken, die man vorher noch nicht kannte.“

Was bewirkt dieser Aufenthalt bei Ihnen persönlich?
„Mich motiviert die Arbeit hier zu weiterem Engagement im Regenwaldschutz. Dieser unglaublich vielfältige Lebensraum muss einfach erhalten bleiben. Daneben genieße ich den Kontakt zu den Menschen hier. Schön, mal wieder mit ihnen zusammen zu sein.“

Mehr Infos zum Artenschutz auf der
Website

« zurück
zur aktuellen Ausgabe