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Kolumne

Eine Seite Vernunft

Prof. Dr. Eva Inés Obergfell
Prof. Dr. Eva Inés Obergfell © Christian Hüller/Universität Leipzig

Auf dem Markt der Möglichkeiten

Der Nobelpreis für Medizin wurde mit Svante Pääbo einem Leipziger Forscher überreicht. Im Herzen der Stadt wird der Global Hub entstehen, ebenso das Forum Recht und der Neubau des Leibniz-Instituts für Länderkunde. Ein KI-Rechenzentrum kommt, die Agentur für Sprunginnovationen ist schon da. Das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli fungiert längst als ein Zentrum des Wissenstransfers.

Die Liste der guten Nachrichten ließe sich problemlos fortsetzen. Sie alle zeigen: Die Wissenschaft ist ein Motor für Stadt und Region, die wissenschaftlichen Institutionen und die Stadtgesellschaft befruchten und befördern sich. Wir haben einen großen Markt der Möglichkeiten.

Daraus erwachsen wichtige Projekte und große Chancen. Zugleich zeigt diese Entwicklung einmal mehr: Wissenschaftliche Einrichtungen, allen voran Universitäten, tragen eine immense gesellschaftliche Verantwortung, sie sind Standort- und Haltefaktor, Impulsgeber, Resonanzraum, Diskursort und vieles mehr.

Die Hochschulen sorgen zudem für gut ausgebildeten Nachwuchs in einer Zeit, in der unser Fachkräftebedarf immer schwieriger zu decken ist. Talententwicklung ist unsere vornehmste Pflicht. Eine Universität braucht konstruktiv-kritische Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Unterstützerinnen und Unterstützer. Sie muss Wissenslücken benennen, Erkenntnisprozesse erklären, um Akzeptanz und Fürsprache werben.

In unserem Fall heißt das: Sie braucht Leipzig, das Leipzig Science Network (LSN) sowie die Leipzigerinnen und Leipziger. Ich erlebe in Leipzig einen regen Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und ich bin davon überzeugt: Er kann noch intensiver werden. Die gemeinsamen Ziele liegen auf der Hand: kluge Köpfe hierbehalten, Berufseinstiege ermöglichen, Firmengründungen fördern, regionalen Herausforderungen auch mit Forschung begegnen, die stetig wachsende Stadt als weiterhin attraktiven Lebensraum entwickeln und weit über ihre Grenzen hinaus wirken.

Nicht zuletzt gilt es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern: Hier können die Hochschulen Brückenbauer sein, Diskurs- und Weltoffenheit vorleben und fördern. Gelegenheiten für Begegnungen wird es zur Genüge geben. Mögen wir alle sie bestmöglich nutzen. Unter anderem bei der Langen Nacht der Wissenschaften, in diesem Jahr am 23. Juni.

Die in Brilon (Nordrhein-Westfalen) geborene Juristin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell war im November 2021 zur Nachfolgerin von Beate Schücking gewählt worden – und zuletzt Vizepräsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin.

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