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Kolumne

Eine Seite Vernunft im November 2022

Kristian Kirpal ist Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig. Er sieht dringenden Handlungsbedarf zur Bewältigung der Energiekrise – aber auch Chancen für die Zukunft.

Kristian Kirpal
Kristian Kirpal © Anja Jungnickel für die IHK zu Leipzig

Rasch handeln, langfristig denken!

Die derzeitige Energiekrise ist in ihrer Heftigkeit schon fast beispiellos zu nennen und stellt nicht nur die privaten Haushalte, sondern vor allem auch die Wirtschaft vor große Herausforderungen.

Preisexplosionen und Unsicherheiten in der Versorgung bringen immense Streueffekte mit sich und haben dadurch Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche. Um es drastisch zu formulieren: die Hütte brennt – und um den Brand zu löschen, muss jetzt alles auf den Tisch, was zur Verfügung steht.

Die Politik steht in diesen schwierigen Zeiten ganz besonders unter Zugzwang. Kurzfristige Lösungen sind unumgänglich, um die Situation in den Griff zu bekommen. Das heißt konkret: Ausgestaltung der Gaspreisdeckelung zügig beschließen und umsetzen.

Außerdem: zumindest vorübergehend alles ans Netz bringen, was Strom erzeugen kann! Ein erster Schritt wäre hier, sämtliche bestehenden Nutzungseinschränkungen von Energieerzeugungsanlagen aufzuheben.

Selbstverständlich darf die Suche nach kurzfristigen Maßnahmen aber nicht bedeuten, dass wir aufhören, langfristig zu denken und das große Ziel der Energiewende aus den Augen verlieren. Im Gegenteil: Die Krise sollte der Ansporn für den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien sein, den wir schon vor Jahren gebraucht hätten.

Nun muss es heißen: weniger Bürokratie, schnelleres Handeln! Statt Unternehmen, die sich autark aufstellen wollen, Steine in den Weg zu legen, sollten sie in ihrem Bemühen bestärkt und gefördert werden.

Momentan bleiben wir noch hinter unseren Möglichkeiten zurück. Erfolg versprechende Ideen wie beispielsweise Wasserstoff werden seit Jahren regelrecht zerredet, anstatt endlich einmal in die Umsetzung zu kommen. Auch hier muss gelten: endlich mal machen – zumal es ohnehin noch Jahre dauert, bis die notwendigen Strukturen und Versorgungsanlagen errichtet und einsatzbereit sind.

Ansonsten erschweren wir uns nicht nur selbst den Weg hin zur Klimaneutralität, sondern laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren und wieder einmal technologisch hinterherzuhinken.

„Krisenzeit ist Chancenzeit“ – das sagt sich leicht, auch wenn es sich in der Realität vielleicht nicht so anfühlt. Trotzdem bin ich überzeugt: Wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten und Lösungen nicht nur diskutiert, sondern zügig umgesetzt werden, und wenn wir uns in dieser schwierigen Zeit nicht spalten lassen, haben wir eine gute Chance, gestärkt und sogar mit einer gewissen Zuversicht aus der Krise hervorzugehen.

Kristian Kirpal wurde 2021 erneut zum Präsidenten der IHK zu Leipzig gewählt und macht sich für ca. 67.000 Unternehmen in der Region stark.

Mehr Infos unter
www.leipzig.ihk.de

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