//
//
  • Stadtgeschichte
Teil 30: Sächsische Aufbaubank

Eine Förderbank im Lustgarten

Eine Förderbank im Lustgarten? Was seltsam klingt, wird seit Januar 2012 in die Tat umgesetzt. Damals erwarb die Sächsische Aufbaubank (SAB) das Grundstück für ihren neuen Sitz in der Gerberstraße 5 in Leipzig. An diesem Ort befand sich von 1969 bis 2012 das Robotron-Gebäude. Interessant ist aber vor allem, was es dort im 18. Jahrhundert zu sehen gab.

Löhrs Garten
1777: Auf sumpfigen Gelände wurde Löhrs Garten gänzlich neu mit anspruchsvollen Tief- und Wasserbauarbeiten errichtet; die Gartenanlage sollte sowohl zum „Nutzen als (auch) Plaisir“ dienen: So war es den Besuchern möglich, eine Bootsfahrt zu unternehmen oder durch den Garten zu spazieren © Nadja Horsch, Simone Tübbe

Der von 1725 bis 1798 lebende Bankier und Kaufmann Eberhard Löhr ließ zu Lebzeiten an dieser Stelle den ersten bürgerlichen, landwirtschaftlich gestalteten Park Deutschlands errichten. Die Gestaltungsweise sollte denen höfischer Landschaftsgärten sowie englischer Adelssitze ähneln und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Johann Dautes (1749 bis 1816) legte den Park an, der später den Namen „Löhrs Garten“ trug. Im Übrigen erinnert der Name des benachbarten Gebäudekomplexes der Sparkasse Leipzig und der Landesbank Baden-Württemberg noch heute daran: Löhrs Carré.

Öffentliches SAB-Forum

Doch nicht nur dieses Bürogebäude soll an den einstigen Leipziger Schmuckgarten erinnern, sondern zukünftig auch das neue SAB-Ensemble. Das Architekturbüro ACME, London, entwickelte hierfür einen Entwurf, der einige Elemente des früheren Parks architektonischaufgreift. So soll mit dem Forum, dem Platz vor dem SAB-Gebäude, mehr als die Hälfte des Grundstücks der öffentlichen Nutzung dienen. Passanten können über das Forum zum Leipziger Zoo gelangen, Besucher werden auf dem Areal verweilen können. Dieser südwestliche Teil wird einige Grünflächen enthalten und soll damit, wenn auch mit einiger Fantasie, an die frühere Orangerie erinnern. Der Wasserspiegel im Zentrum des Grundstücks erinnert an den einstigen barocken Teich.

Prägende Säulen

Wer nun glaubt, die zahlreichen Säulen als vielleicht markantestes Merkmal des neuen SAB-Ensembles seien an die ehemaligen Kastanien- und Lindenalleen angelehnt, der irrt. Hiermit verfolgt das Architekturbüro laut eigener Angaben eine andere Idee. Es soll ein optisch abgegrenzter Raum geschaffen werden, der dennoch der breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Wie die Begegnung zwischen Bank und Öffentlichkeit tatsächlich gelingt, wird sich nach und nach ab dem Bezugstermin am 1. Juli zeigen. Vielleicht trifft man sich dann ja beim „Lustwandeln“ im SAB-Forum.

« zurück
zur aktuellen Ausgabe