//
//
  • Interviews
Gespräch mit der Gewinnerin von „Das perfekte Dinner“ Manuela Heimerl

„Ein Pokerface scheine ich zu haben.“

Ende Juli lief bei VOX „Das perfekte Dinner“ aus Leipzig und zog nicht nur viele Fans, sondern auch Ahoi-Redakteur Volly Tanner vor die Mattscheibe. Schließlich durften wir einen der Protagonisten, den Markus, der den Kochstream „Pauls Rumpelkammer“ betreibt, schon einmal in unserer Leuterubrik vorstellen. Gewonnen hat jedoch verdientermaßen die wunderbare Manuela. Und deshalb klemmte sich Volly Tanner dran und stellte ihr ein paar Fragen zur Show:

„Das perfekte Dinner“ Manuela Heimerl
Gewinnerin von „Das perfekte Dinner“ © Manuela Heimerl privat

Ahoi: Guten Tag, liebe Manuela. Du hast ja die letzte Leipzig-Version von „Das perfekte Dinner" auf VOX gewonnen. Erst einmal Berge von Glückwünschen. Das war ja auch eine aufregende Woche. Wann waren denn eigentlich die Aufzeichnungen und wie war es, solange dicht halten zu müssen? Du durftest ja noch nicht überall erzählen, dass Du gesiegt hast.

Manu: Hallo, lieber Volly. Erst einmal herzlichen Dank für die Einladung zu diesem Interview und den Berg von Glückwünschen.

Es waren letztendlich sogar zwei aufregende Wochen, die Woche der Aufzeichnung und nun die Woche der Ausstrahlung. Dazwischen lag fast ein Jahr und wir hatten alle schon nicht mehr daran geglaubt, unsere Erlebnisse im Fernsehen zu sehen. Unsere Dinnerwoche wurde nämlich bereits Anfang September 2020 gedreht und es war echt schwierig, die eigene Ungeduld zu zügeln und so lange Freunden und Verwandten nichts über die Erlebnisse und Ergebnisse zu verraten.

 

Ahoi: Mit welchen Speisen hast du denn Deinen Sieg errungen?

Manu: Zum Aperitif gab es einen klassischen Kir Royal und zur Vorspeise ein Paprikasüppchen mit selbst gebackenem Brot sowie Kräuter- und Tomatenbutter. Weiter ging es bei der Hauptspeise mit einem Coq au vin, also Hühnchen in Rotwein inklusive Pilzen und Schalotten mit Rosmarinkartoffeln und zur Nachspeise wurde Mousse au Chocolat sowie eine Himbeercreme auf Keks gereicht.

 

Ahoi: Wie kam es, dass Du bei der Sendung mitgemacht hast?

Manu: Ehrlich gesagt habe ich mich aus einer Sektlaune heraus beworben. Im ersten Lockdown 2020 hatte ich endlich mal Zeit und Muße, doch auch schon mal in den frühen Abendstunden den Fernseher einzuschalten. Und VOX möge es mir verzeihen, aber die Sendung ‚Das perfekte Dinner‘ habe ich da zum ersten Mal gesehen. Sie hat mir aber sehr gut gefallen und da ich mit dem Projekt einer neuen Küche geliebäugelt hatte, fand ich neben tollen Kochideen insbesondere den Blick in fremde Küchen sehr inspirierend.

Als plötzlich ein Aufruf kam, dass Leipziger Köche gesucht werden, habe ich spontan noch in der Nacht eine Mail geschrieben. Ich hatte gar nicht richtig über die Konsequenzen nachgedacht und in dem folgenden Bewerbungsbogen weder einen Menüvorschlag angegeben noch geglaubt, überhaupt genommen zu werden. Nach einem kleinen Online-Casting gab es jedoch eine Zusage und ich glaube, vier Wochen später war schon Drehbeginn!

 

Ahoi: In der Sendung erzähltest Du auch wie Du zum Kochen gekommen bist. Nun haben ja nicht alle unsere Leserschaften die Sendung gesehen. Kannst Du uns diese Geschichte bitte noch einmal erzählen?

Manu: Mein Mann ist vor nunmehr gut zwei Jahren – zum Dreh waren es 15 Monate – völlig überraschend verstorben. Von einem Tag auf den anderen ändert sich durch so ein Ereignis das ganze Leben, man muss sich komplett neu ordnen. Wie in jeder guten Beziehung gab es bei uns Arbeitsteilung, auch in der Küche. Ich habe mehr im Alltag gekocht und für die komplexeren Gerichte wie die Weihnachtsgans oder eben „coq au vin“ war mein Mann zuständig. Und mir war klar, wenn unser Essen nun nicht sehr einseitig werden sollte, musste ich mich auch da heranwagen. Die Teilnahme am perfekten Dinner war so gesehen meine ganz persönliche Challenge herauszufinden, ob auch ich das hinbekomme. Das Menü, das ich ausgewählt hatte, ist zudem eine kleine Homage an meinen Mann, denn Paprikasuppe, coq au vin und Mousse au Chocolat waren einige seine Lieblingsgerichte.

 

Ahoi: Welche Erfahrungen für Dein Leben hast Du aus der Sendung mitgenommen?

Manu: Schon vor der Teilnahme hab‘ ich versucht, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Das hat mir bisher immer geholfen und ich bin froh, dass ich über meine Schwächen selber lachen kann.

Es ist wichtig, das Leben zu genießen und ab und zu etwas zu wagen, auch wenn man dabei an seine Grenzen kommt. Aber nur so lernt man sich Stück für Stück besser kennen. Und hey, ein Pokerface scheine ich zu haben, denn die Aufregung des Tages und den Blackout, den ich am Abend hatte, hat man mir doch gar nicht so angemerkt, oder?

Ich habe in jedem Fall an Erfahrung gewonnen und neue Freunde kennengelernt. Mehr geht nicht, ich bin sehr dankbar darüber.

 

Ahoi: Eure Gruppe war ja - um einen unverfänglichen Begriff zu nehmen - recht divers. Ambivalent ginge auch. Glaubst Du, dass der Sender damit etwas bezweckte? Was waren die Gründe für die Unstimmigkeiten?

Manu: Nun, an dem Montag fand ich unsere Runde noch sehr spannend und gut durchmischt. Insbesondere Agustin und Markus stachen durch ihre Optik heraus. Da ich mich sehr für Menschen interessiere, die nicht im Mainstream mitschwimmen, wollte ich gern mehr von Agustin und Markus erfahren. Agustin war am Montag Gastgeber, da ist es schwierig, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Am Dienstag habe ich dann versucht, Kontakt zu suchen und Fragen gestellt. Leider kamen keine oder nur sehr kurze Antworten, die dann auch schnell mein Interesse schwinden ließen. Es gab ja noch drei weitere Kandidaten, mit denen die Kommunikation von Stunde zu Stunde interessanter und lustiger wurde.

Ich mag keine öffentlichen Vermutungen darüber anstellen, ob und wenn was Agustin mit seinem Verhalten bezweckt hat. Aber an einen Tag fast nichts zu sagen, sich mit dem Handy am Tisch aus der Gruppe herauszunehmen und an einem anderen Tag unsachliche Kritik zu üben und 0 Punkte zu vergeben, ist schon ungewöhnlich. Auch ist mir nicht ganz klar, ob dem Sender bewusst war, wie schillernd und polarisierend sich Agustin während der Dreharbeiten präsentieren würde. Für die Woche war es allerdings sehr schade, da insbesondere Anne, Markus und ich uns super verstanden haben und sich Stand heute eine echte Freundschaft daraus entwickelt hat. Auch Christian ist in unserer Runde immer willkommen, alle Folgen der Ausstrahlung haben wir zu dritt, einige sogar zu viert mit den jeweiligen Partnern geschaut!

 

Ahoi: Du sagtest gerade, dass einige Teile Eurer Gruppe weiterhin Kontakt pflegen und ich weiß, dass es gar im Netz eine Liveshow gab, in der ihr wieder gekocht habt. Kannst Du uns da bitte etwas dazu erzählen?

Manu: Anne, Markus und ich pflegen weiterhin einen sehr freundschaftlichen Kontakt. Mit Anne habe ich schon viele Abende mit Kochen und Quatschen verbracht und wir haben in vielen BakeNights unterschiedlichste Köstlichkeiten gezaubert. Markus präsentiert in seinem Stream ‚Pauls Rumpelkammer‘ immer Sonntags 17 Uhr sein Corona-Kochstudio, bei dem sowohl Anne als auch ich schon als Gastköche eingeladen waren. Den vorläufigen Höhepunkt gab es am Sonntag nach der Ausstrahlung unserer Dinnerwoche: Anne, Markus und ich kochten gemeinsam (aus Platzgründen in Annes Küche) ‚Dreierlei vom Dinner‘. Wir hatten unendlich viel Spaß und haben es uns nicht nehmen lassen, die vielen Fragen zu unseren Erfahrungen aus der Teilnahme beim perfekten Dinner zu beantworten. Lass euch überraschen, was noch kommt und schaltet ein.

 

Ahoi. Und wenn Du nicht kochst, was machst Du dann in Deinem Leben so? Beruflich und aus dem privaten Engagement heraus?

Manu: Derzeit stehen meine Kinder für mich ganz klar an erster Stelle im Leben. Aber sie stehen an der Schwelle zum Erwachsensein und ich merke, dass sich meine Rolle als Mutter immer mehr zu einer Rolle als Ratgeberin und gern auch als Freundin verschiebt. Das ist bestimmt völlig natürlich und auch gut so, verschafft mir andererseits aber auch neue Freiheiten. Bei denen ich nun erst einmal schauen muss, wie ich sie ausfülle. Meine in der Sendung angesprochene Selbstfindungsphase ist noch lange nicht abgeschlossen und ich bin immer noch auf der Suche, was ich noch so mit meinem Leben anstellen möchte. Reisen ist für mich ein großes Thema und eine große Sehnsucht, aber das war ja bis jetzt coronabedingt nur eingeschränkt möglich. Aber meine Zeit wird kommen, da bin ich sicher, Ideen und Ziele hätte ich schon.

 

Ahoi: Kochen ist ja im besten Sinne Gemeinschaft. Kochst Du eigentlich auch privat für Menschen und wenn ja für wen?

Manu: Kochen ist für mich mehr als nur Nahrungsaufnahme. Das tägliche Kochen für die Kinder reduziert sich jedoch stetig, unter anderem, da mein Sohn immer öfter sein Talent in der Küche entfaltet. Wir haben uns im Frühjahr übrigens eine neue Küche gegönnt, mit allem Schnick und Schnack, da ist die Siegprämie gut investiert.

Mit Freunden gemeinsam kochen finde ich besonders schön, aber auch aufwendige Menüs für Gäste aus dem Freundeskreis kommen auf den Tisch. Es ist auch ein Unterschied, ob man für Gäste oder mit Freunden kocht, beides mache ich gern. Dabei probiere ich gern Neues, Rezepte sind dabei meist nur eine Inspirationsgrundlage, oft wird einfach experimentiert. So wird es nie langweilig.

 

Ahoi: Was für Resonanzen gab es denn zu Deinem TV-Auftritt?

Manu: Die ganze Woche haben wir ja schon eine irre Resonanz zu unseren Dinnertagen in den sozialen Medien erlebt. Unsere Gruppe war nun mal sehr – um es mit deinen Worten zu sagen – ambivalent und insbesondere Agustin und Markus haben sehr viele Kommentare erhalten. Den Höhepunkt der Woche erlebten wir am Donnerstag bei Markus mit den null Punkten von Agustin. Es konnte somit am Freitag nur noch harmonischer werden und auch die sozialen Medien waren mit mir sehr versöhnlich gestimmt.

Im Tagesverlauf wurde bereits eine Szene von VOX veröffentlicht, in der ich es in 24 Sekunden geschafft habe, vier mal „tatsächlich“ zu sagen! Das ist mir natürlich unendlich peinlich, ebenso das von mir häufig verwendete Wort ‚Komponente‘, welches ich vor dem Dinner bestimmt noch nie verwendet habe. Da ahnte ich Schlimmes und war zur Ausstrahlung sehr angespannt, denn bis zur Ausstrahlung der Sendung erfährt man nicht, wie die Folge geschnitten wurde und wie man vielleicht rüberkommt. Ich entschuldige mich daher an dieser Stelle bei allen Zuschauern und bitte die Wortwahl der Aufregung und Anspannung des Tages zuzuschreiben.

Ich habe nach der Ausstrahlung unendlich viele Glückwünsche bekommen, in den sozialen Medien aber auch von Freunden, Bekannten und Verwandten. Selbst nur entfernt bekannte Personen schreiben mich an, weil sie mich im Fernsehen gesehen haben.

Es gab auch kritische Stimmen, was die Punktevergabe anging. Natürlich ist mir bewusst, dass mein Menü vielleicht keine 40 Punkte wert war und wenn ich an einem anderen Tag gekocht hätte, wäre manches bestimmt anders gekommen. Aber mir wurde durch die Bank weg bestätigt, dass ich verdient gewonnen habe, und genau über diese Aussage freue ich mich sehr. Zumal ich ja für jemanden da oben mitgekocht habe.

 

Ahoi: Danke, liebe Manuela, Du hast verdient gewonnen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, zuzusehen.

« zurück
zur aktuellen Ausgabe