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  • Stadtgeschichte
Das Brandvorwerk

Ein Feuer wird zum Namensgeber

Bevor das Gebiet der heutigen Stadtteile Südvorstadt und Zentrum-Süd bebaut wurde, bereicherte ein jahrhundertealter Wirtschaftshof nebst Ausflugslokal das Leben im einstigen Leipziger Vorort.

1850
1850: Mitte des 19. Jahrhunderts war das Brandvorwerk ein beliebter Ausflugsort mit beliebter Kuchenbäckerei, dem Wirtshaus Gosenthal und einem Ballsaal, in dem ausgelassen gefeiert und getanzt wurde © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Große Teile der Südvorstadt und des Zentrums-Süd, wie wir sie heute kennen, sind im 19. Jahrhundert am Reißbrett entstanden. Das alte Leipzig platzte zu dieser Zeit aus allen Nähten und dehnte sich sukzessive aus.

Die Vorstädte wurden eingemeindet und dringend notwendige Wohnhäuser errichtet. Zuvor war die Gegend vor den Toren der Stadt geprägt durch Wirtschaftshöfe, auch Vorwerke genannt, und die dazugehörigen Ackerflächen. Eineinhalb Kilometer südlich vom Peterstor befand sich das große Brandvorwerk.

Die Ursprünge

Zwei Jahrhunderte lang betrieben an dieser Stelle zunächst Nonnen ein Kloster einschließlich einer Wassermühle und Schafzucht. Mit der Reformation Leipzigs erwarb die Stadt den Gutshof samt angrenzender Felder und verkaufte alles weiter an wohlhabende Bürger.

Lange Zeit blieb das Vorwerk unbenannt. Die Bezeichnung Brandvorwerk geht auf einen Brandanschlag während des sogenannten Calvinistensturms im Jahr 1593 zurück. Die Gebäude wurden komplett zerstört. Nach dem Wiederaufbau ergänzten ein Kuchengarten, Bierausschank und ein Tanzsaal den Wirtschaftshof und verhalfen den Besitzern zu mehr Einkünften.

Beliebter Ausflugsort

Während Adel und wohlhabendes Bürgertum sich andernorts vergnügten, war „das Brand“, wie es umgangssprachlich genannt wurde, besonders bei der Masse der Bevölkerung beliebt. Der Stadtrat selbst blickte meist argwöhnisch Richtung Brandvorwerk. Viel zu eigenwillig betrieb man Hof und Vergnügungsetablissement.

Der Kaufmann Bernhard Hüffer sollte der letzte Besitzer des Brandvorwerks sein. Er war maßgeblich am neuen Bebauungsplan des Viertels beteiligt. Für dessen Umsetzung wurde das Brandwerk ab den 1860er-Jahren nach und nach abgetragen, bis es 1906 endgültig verschwand.

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