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Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig

Digitale Pionierarbeit: Museumsbesuch per Avatar

Schwarz, einachsig, zwei kleine Räder nebeneinander, in der Mitte ragt eine schlanke Säule auf. Die wendigen Fahrzeuge im Leipziger Grassi Museum für Völkerkunde sehen ein bisschen aus wie Segways. Aber eine Plattform für die Füße sucht man vergebens. Wie nur soll man sich darauf hinstellen?

Grassimuseum
Das Grassimuseum geht neue Wege: Museumsbesuch von Zuhause mit diesem Roboter © Pam Parche

Genau das soll man gar nicht, erklärt Kevin Breß, der als Projektleiter „Reinventing Grassi.SKD" derzeit die umfassende Neuausrichtung des Museums steuert. Dazu gehören die acht fahrenden Elips-Roboter. Und ihr Clou ist: „Sie dienen als eine Art Avatar. Man kann sich von zu Hause aus zu schalten", sagt Breß beim Rundgang durch das zur Zeit wegen Umbau geschlossene Museum. Der Telepräsenz-Roboter lässt sich individuell per Smartphone oder Computer durch die Sammlung steuern und sendet Live-Eindrücke auf den heimischen Monitor. Wobei die Maschine weit mehr ist als nur eine Kamera auf Rädern.

Breß klinkt sich mit dem Smartphone ein, steuert einen Halbkreis und Sekunden später erscheint sein Gesicht auf dem Roboter-Display wie beim Video-Telefonat. Theoretisch können sich jetzt ein Hamburger und ein Münchner ohne ihre Städte zu verlassen im Grassi treffen, gemeinsam eine Museumstour bestreiten und sich dabei unterhalten. Oder für eine Frage auf einen Museumsmitarbeiter zurollen und mit anderen Besuchern ins Gespräch kommen.
Der mechanische Hals des Avatars lässt sich ausfahren, das Kameraauge erlaubt Zoom. Wie beim realen Gang durch das Museum kommt man den Exponaten aus allen Winkeln näher. Was auch globalen Austausch und Forschungsnetzwerke voranbringen soll. „Es erlaubt Herkunftsgemeinschaften einen viel leichteren Zugang zur Sammlung", sagt Breß. Egal aus welcher Ecke der Welt, steht einem spontanen Blick in die Ausstellung nichts im Weg.

Das Museum für Völkerkunde betritt Neuland und ist nach eigener Aussage das einzige mit dieser Form digitaler Live-Zugänglichkeit. Gefördert wird das Pilotprojekt durch das Dive-in-Programm für digitale Interaktion der Bundeskulturstiftung. Einen ersten neuen Teilbereich im Rahmen seines Zukunftsprogramms präsentiert das Museum am 2. Dezember der Öffentlichkeit.

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