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  • Kunst
Auktion am 5. Februar

Die Spitze eines Eisbergs

Eine der größten Sammlungen industriellen Gebrauchsdesigns ist im Grassimuseum zu sehen. Kurator Walter Lokau zeigt Design-Geschichte – und lässt zugleich in die Tiefe zweier Sammlerseelen blicken.

„Die gute Moderne – Von der Passion, Design zu sammeln“
„Die gute Moderne – Von der Passion, Design zu sammeln“ © Sylvio Hoffmann

Das sogenannte „Dexel-Ei“, Walter Dexels Vase von 1937, kann man bewundern. Einen Eiskübel aus Teakholz von Richard Nissen als Beispiel skandinavischer Nachkriegsentwürfe. Bauhaus-Schüler Wilhelm Wagenfeld ist vertreten, Ladislav Sutnar mit einem Teeservice. Rund 600 Objekte von über 60 Gestaltern zeigt die aus der Sammlung Funke zusammengestellte Ausstellung „Die gute Moderne – Von der Passion, Design zu sammeln“.

Eine Sammlung mit 10.000 Objekten

Angesichts der Dimension der Sammlung gleicht der ausgestellte Einblick ins Gebrauchsdesign des 20. Jahrhunderts der Spitze eines Eisbergs. Kurator Walter Lokau hat mit dem Sammler-Ehepaar Inge und dem inzwischen verstorbenen Wilfried Funke über Jahre zusammengearbeitet.

Wenn er an den Moment denkt, als er zum ersten Mal das komplette Ausmaß des über vier Jahrzehnte zusammengetragenen Funke-Schatzes überblickte, sagt er lachend: „So sehr ich Sammelleidenschaft verstehe, da ist mir doch die Kinnlade heruntergefallen.“

Rund 10.000 Objekte sind allein nach Leipzig gegangen. Doch die Funkes haben weitere Museen von Oldenburg bis Ingolstadt bedient. Die Objektfülle gibt, so Lokau, einen Eindruck vom „maschinenhaften Ausstoß der Industrieproduktion in Westdeutschland“. Es herrschten extrem kurze Produktzyklen. Kataloge wurden zu den Messen teilweise im Halbjahrestakt erneuert.

 

Bei dieser Sammlung ist mir die Kinnlade heruntergefallen. Kurator Walter Lokau

Wissenschaft trifft Leidenschaft

Die Funkes haben sogar mehrere Objekte eines Designs gesammelt. Für den Laien schwer verständlich, doch auf das Detail kommt es an. „Gussformen schleifen sich ab. Daraus resultieren minimale Abweichungen“, erklärt Lokau. Das wird sichtbar etwa bei Porzellan und Glas.

Die Ausstellung ist aufgespannt zwischen wissenschaftlicher Dokumentation und fast irrationaler Leidenschaft. „Das ist die Schere, die ich darstellen wollte“, sagt Lokau. Dabei dürfen Entwürfe von Heinrich Löffelhardt nicht fehlen. Eine ihm gewidmete Ausstellung im Jahr 1980 inspirierte die Funkes zu ihrer beispiellosen Leidenschaft. Die Funke-Sammlung ist selbst für ein Museum zu üppig. Am 5. Februar werden Dubletten verkauft.

„Die gute Moderne – Von der Passion, Design zu sammeln“
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
bis 8. Oktober

Tag der offenen Tür mit Auktion am 5. Februar
Johannisplatz 5–11
www.grassimak.de

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