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Jugenddrogenberater Matthias Rost im Interview

„Die Cannabis-Legalisierung ist ein verheerendes Zeichen“

Matthias Rost von der Jugenddrogenberatungsstelle K(L)ICK ist gegen die Cannabis-Legalisierung © privat

Seit dem 1. April ist kiffen legal. Die Legalisierung von Cannabis beeinflusst auch die Arbeit der Drogenberatung. Ahoi Leipzig sprach mit Matthias Rost von der Jugenddrogenberatungsstelle K(L)ICK.

Wie bewerten Sie das Gesetz zur Cannabis-Teillegalisierung?
Matthias Rost: „Das Gesetz ist ein Schnellschuss. Es ist gut gedacht, aber schlecht gemacht. Wir verstoßen damit unter anderem gegen das Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel und damit auch gegen das Völkerrecht der Vereinten Nationen. Das hätte man umgehen können, wenn man sich mehr Zeit gelassen hätte.“

Welche Probleme gibt es noch mit dem Gesetz?
Matthias Rost: „Mit dem Gesetz hatte die Bundesregierung drei Ziele: Geld einnehmen, den Schwarzmarkt verdrängen und den Jugendschutz. Nichts davon wird erfüllt. Geld verdient daran niemand, der Schwarzmarkt wird weiter florieren und der Jugendschutz ist kaum existent. In den Clubs darf Cannabis zwar angebaut und gekauft, aber nicht geraucht werden. Auch das halte ich nicht für sinnvoll.“

Was halten Sie prinzipiell von der Cannabis-Legalisierung?
Matthias Rost: „Nicht viel. Die Erlaubnispolitik funktioniert schon beim Rauchen und beim Alkohol nicht. Die Botschaft an Jugendliche ist: Wenn es erlaubt ist, kann es so gefährlich nicht sein. Die Cannabis-Legalisierung ist aus meiner Sicht ein verheerendes Zeichen, solange wir Alkohol und Tabak nicht einmal ansatzweise im Griff haben.“ 

Wie gefährlich ist Cannabis?
Matthias Rost: „Cannabis ist nicht tödlich, aber durchaus gefährlich. Die Risiken sind vor allem bei Kindern und Jugendlichen hoch, weil das Gehirn hier noch mittendrin in der Entwicklung ist. Problematisch ist, dass Cannabis im Körper nur langsam über den Fettstoffwechsel abgebaut wird. Niemand weiß, wann eine Überdosierung an THC erreicht wird. Das Hinterhältige an der Droge ist, dass sie entspannt und gleichzeitig Ängste verstärkt. Um diese loszuwerden, kiffen viele Leute. Das ist ein Teufelskreis.“

Wie ist aktuell die Lage in den Jugenddrogenberatungsstellen?
Matthias Rost: „Die Beratungsstellen in Leipzig sind ausgelastet – auch, weil es in den Landkreisen keine Beratungsstellen gibt. Mit drei Mitarbeitern sind wir in Leipzig gut aufgestellt. Trotzdem haben wir aktuell Wartezeiten von zwei bis drei Monaten für eine Erstberatung.“

Weitere Infos unter www.leipzig.de/suchthilfe
Infos zu den Leipziger Social Clubs und die sogenannte Bubatzkarte gibt es hier

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