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Wagner 22 in Leipzig

Der Mann im Hintergrund

Josef Hauer am Eingang des Büros Kickerlingsberg © Marianne H.-Stars

Der Mann ist nicht zu bremsen, dabei könnte er seinen wohlverdienten Ruhestand in vollen Zügen genießen. Aber nein, all seine wertvolle Lebenszeit opfert Josef Hauer dem Wagnerverband, und das schon seit 15 Jahren. Sein Chef, Prof. Dr. Helmut Loos, weiß diese aufopferungsvolle Arbeit durchaus zu schätzen. "Aber irgendwann kann ich nicht mehr", gibt Hauer offen zu verstehen. Im Moment sei es so, dass "ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht." Jetzt vor den Wagnerfesttagen im Juni brennt die Luft. 

Sein Arbeitsplatz ist das neue Büro Kickerlingsberg 6, schon fast in Gohlis-Süd. Es bietet nicht so viel Platz wie das Geschäft in der Nikolaistraße, aber der Verein ist froh, hier eine neue gute Adresse gefunden zu haben, mit Hilfe eines Vereinsmitglieds. Apropos, genau diese aktiven und hilfsbereiten Mitglieder sind es, die Hauer nicht verzweifeln lassen. Er macht auch ihretwegen weiter. Trotzdem, wenn er so erzählt, was er alles zu bewerkstelligen hat, dann kann man nur den Hut ziehen.

Eigentlich wäre das ein Vollzeitjob

"Es ist vor allem der Kleinkram, der Zeit frisst." Hinzu kommen die zusätzlichen Auflagen wegen Corona. Er nehme ja die Adressen der Konzertbesucher auf, die sich "zwingend"  anmelden müssen, wie es nunmal heißt. Er kümmert sich um die Musiker, den Konzertsaal, um Orte für die Proben, um das Aushandeln der Mietkosten, die Blumen für die Künstler, das Wasser, um eventuelles Catering, um den Fotografen, um die Eintrittskarten. Drucksachen sind in Auftrag zu geben, Fördermittel sind zu beantragen... Auswärtige Musiker brauchen eine Bleibe... Wenn er dann, vor dem Computer sitzend, sagt "Manchmal bin ich am Ende" wundert es nicht.

In der Mittagspause führt ihn sein Weg zum Wagnerplatz, um die Briefpost aus dem Kasten zu holen. Nicht zu vergessen die Wagneraufführungen in der Oper. Dort ist der Wagnerverband mit einem Werbemittel- und Souvenirstand vertreten, betreut von Josef Hauer. Eigentlich wäre das ein Vollzeitjob, aber der studierte Ingenieur arbeitet auf 450-Euro-Basis. Weil das vertraglich geregelte Pensum pro Woche nicht zu schaffen ist, macht er ehrenamtlich weiter. 

Oft sitzt der 69-Jährige aus Grünau auch am Wochenende im Büro. Was seine Frau Iris dazu sagt? Sie sei es gewöhnt. "Ich war 50 Jahre als Fußballschiedsrichter von Aue bis Rostock unterwegs." Zudem hatte er den Vorsitz im Fußballverband Leipzig und war Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses im Sächsischen Fußballverband. Jetzt sei er nur noch Schiedsrichterbeobachter. Und in Engelsdorf wartet noch ein großer Garten.

Richard Wagner Festtage 2022 in Vorbereitung

Hauptberuflich war Josef Hauer Gießerei-Ingenieur bei Gisag, als Montage-Ingenieur für Gießereianlagen hatte er die Chefmontagen in Ungarn zu machen, spricht er doch perfekt ungarisch. Nach 1990 fand er sich plötzlich als Ausstellungsmacher im Sportmuseum wieder. Zum Wagnerverband sei er "wie die Jungfrau zum Kinde" gekommen. Seitdem lässt ihn "Richard" nicht mehr los. 

Längst steckt er schon mittendrin in den Richard Wagner Festtagen, die am 20. Juni beginnen, und nennt gleich einige Höhepunkte. "Ein Highlight ist das Festkonzert am 22. Juni im Goethe-Theater Bad Lauchstädt." Das Konzert mit Empfang im Kursaal gestalten ehemalige Bayreuth-Stipendiaten des Verbandes. Am 27. Juni steht ein Ausflug nach Müglenz und Wurzen auf dem Plan. In der Kirche Müglenz habe immerhin Wagners Großvater die Orgel "geschlagen". Am 5. Juli geht es mit dem Notenspurzug "Richard Wagner" samt Gefolge nach Chemnitz. 

Das komplette Programm unter www.wagner-verband-leipzig.de

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