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Bereit für Hitze, Staus und mehr

Auto-Urlaubsreise im Hochsommer

Wer unbesorgt mit Kind und Kegel in den Sommerurlaub fahren will, sollte speziell das Thema Hitze umfassend ansprechen. © stock.adobe.com/Halfpoint

In Leipzig selbst kann man problemlos ohne Auto auskommen. Urlaub ist ebenfalls ohne vierrädrigen Untersatz möglich. Aber nicht zuletzt für viele Familien ist der PKW die flexibelste – und nicht zuletzt nervenschonendste – Methode, um sich zwischen Kurztrip ins Elbsandsteingebirge und Fernfahrt nach Sizilien eine Auszeit zu gönnen.

Allerdings sollte das nicht zuletzt mit Blick auf Staus und die ständig trockener und heißer werdenden Sommertage mit etwas Weitblick angegangen werden. Wir zeigen, was unbedingt ratsam und fast immer praktisch ist – jenseits der üblichen Urlaubsfahrt-Standards zwischen korrekter Beladung, Warndreieck und Autoschutzbrief.

1. Den Wagen technisch vorbereiten (lassen)

Ein PKW besteht aus gut und gerne 10.000 Einzelteilen. Viele davon sind fahr- und sicherheitsrelevant und können urplötzlich den Geist aufgeben – und viele verbliebene Monate auf der HU-Plakette schützen definitiv nicht.

Solange das Auto nicht erst im Monat des Urlaubsantritts eine reguläre Inspektion erhalten hat, ist es deshalb unbedingt ratsam, es durch Fachleute auf seine Reisetauglichkeit überprüfen zu lassen. Dabei handelt es sich prinzipiell um eine Art „Inspektion hauptsächlich mit den Augen“. Geprüft werden solche Punkte wie:

  • Reifenzustand
  • Betriebsflüssigkeitslevels
  • Fahrwerksspiel
  • Dichtigkeit der Antriebselemente
  • Zustand von Bremsscheiben und -belägen

Kurzum: Es wird alles gecheckt, was unterwegs für eine Panne sorgen könnte. Wer etwas autoaffin ist, kann das durchaus selbst durchführen, solange er weiß, was er tut oder sich an eine detaillierte Anleitung halten kann.

Eine Ausnahme von der Selbermachermentalität gibt es jedoch: Beim so wichtigen und komplexen Job einer Klimaanlagenreinigung samt Nachfüllung muss die Fachwerkstatt mit technischem Gerät ran. Die Urlaubsvorbereitung ist definitiv der beste Zeitpunkt hierfür. Denn eine nicht ausreichend kühlende (dies geschieht oft unbemerkt, da schleichend) oder sogar nur müffelnde Klimaanlage ist eine denkbar schlechte Hilfe – nicht nur bei Stau in brütender Sonne.

Übrigens: Falls die Batterie schon einige Jahre alt ist, sollte die Werkstatt sie ebenfalls testen. Denn nicht nur winterlicher Frost macht dem Stromspeicher zu schaffen, sondern gerade sommerliche Gluthitze.

2. Über mehr Sonnenschutz nachdenken

Jeder Autofahrer weiß, wie hilfreich Sonnenbrillen mit breiten Bügeln sein können, weil sie auch Sonnenlicht von der Seite blocken. Bloß schützen diese Helfer nur die Augen – und wenn die Sonne höchstens durch die Scheiben gefiltert in den Innenraum strahlt, dann wird selbst die Klimaanlage gleich weniger wirksam.

Nicht zuletzt sollten Eltern an die empfindliche Haut ihres Nachwuchses denken: UV-B-Strahlen werden zwar durch das Fensterglas gefiltert; die kaum weniger schädlichen UV-A-Strahlen hingegen nicht. Denkt man dann noch an Parkplätze frei von jeglichem Schatten und deshalb schmerzhaft heiße Griffe, Lenkräder und Sitzpolster, gibt es eine Menge Gründe, für Schatten zu sorgen – doch wie?

  • Mindestmaß für die hinteren Seitenfenster sollten Blenden mit Saugnapf sein. Diese jedoch unbedingt passend zur Fenstergröße wählen – „One Size fits all“ gilt definitiv nicht. Alternativ gibt es manuelle Rollos zum Nachrüsten.
  • Wer es wirklich effektiv möchte, sollte von einem Dienstleister die Scheiben folieren lassen. Heute gibt es dafür viele Optionen, die optisch charmanter sind als ein dunkles Schwarz. Netter Nebeneffekt: Langfinger können nicht so leicht ins Auto schauen. Allerdings müssen Front- und vordere Seitenscheiben gänzlich freibleiben, so will es das Gesetz.
  • Ebenfalls Mindestmaß für die Frontscheibe auf Parkplätzen ist ein faltbarer Sonnenschutz. Am besten sind wetterfeste Modelle für außen. Sie halten die hitzebringende Lichtstrahlung ab, bevor sie das Glas durchdrungen hat.
  • Je nachdem, wie die Parkmöglichkeiten vor Ort aussehen und wie oft das Auto dort benutzt wird, ist es zudem sinnvoll, über eine reflektierende „Stoffgarage“ nachzudenken. Sie schützt das gesamte Fahrzeug und dadurch nicht zuletzt dessen Lackierung.

Übrigens: Selbst, wenn die vorderen Scheiben freibleiben müssen, so ist es dennoch ratsam, sich für sie ebenfalls Saugnapf-Blenden zu besorgen – speziell für Staus.

3. An- und Abfahrzeiten geschickt planen

Der beste Zeitraum zur Vermeidung hochsommerlicher Staus liegt natürlich außerhalb der Ferienzeiten – bei uns und in allen zu durchfahrenden (Bundes-)Ländern. Eltern schulpflichtiger Kids haben diese Option jedoch nicht. Dennoch gibt es keine Notwendigkeit, fatalistisch in Richtung Autobahnstau zu rollen; einige Optionen verbleiben immer:

  • Nach Möglichkeit wenigstens die erste und letzte Ferien-Halbwoche meiden; dann ist der Verkehr erfahrungsgemäß am stärksten.
  • Vor allem auf der Rückreise Freitag, Samstag und Sonntag meiden.
  • Zeitlich getaktet so fahren, dass die morgendliche und nachmittägliche Rush Hour umgangen wird. Insbesondere, wenn Großstädte oder -regionen passiert werden müssen.

Speziell Eltern sollten sich überdies überlegen, ob sie sowohl das Thema Hitze und Schlafrhythmus der Kinder ansprechen möchten, indem sie spätabends beziehungsweise nachts losfahren. Die Gründe sind bestechend:

  1. Mit etwas Glück schlafen die Kids die gesamte Fahrt.
  2. Selbst in Hitzephasen ist es nachts am kühlsten.
  3. Der Verkehr ist sehr gering, zumal in vielen Ländern LKW-Nachtfahrverbote gelten.

Außerdem kommt man morgens schon am Ferienort an. Und, sofern die Fahrer sich abwechseln können, bedeutet das nicht einmal, dass einer von ihnen dann total übernächtigt und aus seinem Schlafrhythmus geworfen ist.

Übrigens: Bei der Entscheidung zwischen offenem Fenster und Klimaanlage gibt es zwei richtige Antworten. Bei langsamen Geschwindigkeiten im Ortsverkehr ist das offene Fenster deutlich sparsamer als die laufende Klimaanlage. Umgekehrt ist es aufgrund des Unterschieds zwischen erhöhtem Luftwiderstand und benötigter Motorenergie bei Landstraßen- und Autobahntempo. Wer hingegen konsequent kühl fahren will, sollte die Fenster dauerhaft geschlossen halten und nur auf die Klimaanlage vertrauen.

4. Elektrische Kühlbox besorgen

Bei vielen modernen Autos sind Handschuhfach und/oder Armlehnenbox an die Klimaanlage angeschlossen. Bloß passt da nicht gerade viel hinein – erst recht nicht, wenn beispielsweise Reiseunterlagen ständig zugriffsbereit mitgeführt werden sollen.

Zwar sollte man strenggenommen bei großer Hitze eher lauwarm trinken. Für die meisten Menschen ist jedoch die gefühlte Erfrischung (nicht zuletzt auf die Stimmung bezogen) einfach größer, wenn das Getränk angenehm kalt ist.  

Gerade wer länger als vier, fünf Stunden fahren wird, sollte jedoch seine automobilen Kühlmöglichkeiten auf ein elektrisches Modell upgraden. Solche Kühlboxen lassen sich an jeder Zwölf-Volt-Steckdose in Autos anschließen. Wer eine kleine Mehrausgabe nicht scheut, der erwirbt zudem noch ein tragbares Zwölf-Volt-Solarpanel. Damit bleibt die Kühlbox sowohl im Stau als auch am Strand immer betriebsbereit.

Übrigens: In diese Box gehört alles, was auf der Fahrt unter Hitze leiden oder sogar gefährlich werden könnte. Darunter fallen Schokoriegel ebenso wie sämtliche Spraydosen von Deo bis Haarlack. Diese können bei hohen Temperaturen platzen.

5. Großen Wasserkanister mitführen

Extreme Hitze jenseits der 30°C setzt Mensch und Auto gleichermaßen zu. Und gerade in Autobahnstaus auf freier Strecke ohne Schatten kann das Thermometer rasch deutlich höher steigen.

In solchen Fällen gibt es viele Situationen, in denen eine relativ große Menge von klarem Leitungswasser einen enormen Unterschied machen kann. Sei es zum Ausgleich des Kühlmittelstandes, um den Kopf herunterzukühlen oder um nasse Handtücher ins offene Seitenfenster spannen zu können, um sich die Verdunstungskälte zunutze zu machen.

Grundlage dafür ist ein typischer Camping-Faltkanister mit mindestens fünf Litern Volumen. Er sollte unmittelbar vor Fahrtantritt mit kaltem Leitungswasser befüllt und dann gut zugänglich, aber möglichst schattig im Auto verstaut werden.

Übrigens: Während der Fahrt und besonders im Stau kann es sehr helfen, sich nassfeuchte Handtücher über den Kopf oder in den Nacken zu legen.

6. Weiße Sitztücher mitnehmen

Die Umgebungshitze steigt selbst an sehr heißen Tagen kaum über 40°C. Was jedoch direkt von der Sonne beschienen wird, kann durch deren Strahlungswärme ungleich heißer werden – teilweise es schon am nördlichen Mittelmeer problemlos möglich, auf einer Motorhaube ein Spiegelei zu braten.

Zwar heizen sich dunkel lackierte Autos innen nicht deutlicher auf als helle (ungleich zu einem verbreiteten Irrglauben). Wirklich stark ist der Unterschied jedoch bei der Farbe der Oberflächen im Innenraum – die sind bei vielen heutigen Autos irgendwo zwischen Tiefschwarz und verschiedenen Anthrazit-Tönen angesiedelt.

Zumindest für alle Flächen, mit denen die Kids in Berührung kommen, sollten deshalb weiße Tücher mitgenommen werden – Bettlaken genügen völlig. Sie sollten eingesetzt werden, bevor die Sonne die Oberflächen erhitzen konnte.

Übrigens: Zwar sollten Tiere und Kinder niemals im sommerlichen Auto zurückgelassen werden. Wer jedoch die Fenster am leeren Auto nur einen Spalt weit öffnet, kann einen dramatischen Unterschied machen und sich so das Einsteigen erleichtern.

7. Hitze- und reisetauglich kleiden

An Raststätten und in Staus erkennt man immer, wer sich wirklich vor Reiseantritt mit Sonnenstrahlung und Hitze beschäftigt hat – und wer nicht. Letztere zeichnen sich dadurch aus, im Auto ganz ähnlich gekleidet zu sein wie in Strandnähe, also mit möglichst viel freier Haut.

Für den Urlaubs-Teint mögen solche Outfits zwischen Hotpants, Bikini-Oberteil und Tanktop passen. Nicht jedoch, wenn es darum geht, den Körper während der Reise möglichst gut vor Hitze zu schützen und ihn leistungsfähig zu halten. Wer es richtig machen möchte, hält sich an vier Grundregeln:

  • Maximal locker geschnitten
  • Viel Haut bedeckend
  • Aus atmungsaktiven Stoffen bestehend
  • Möglichst hell

Das gilt für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen. Der Stoff schützt vor der Sonne, reflektiert deren Licht und sorgt somit für geringere Erwärmung. Zudem saugt er Schweiß auf und lässt ihn großflächig verdunsten, das kühlt ebenfalls.

Dünne Longsleeves und ebensolche Trainingshosen oder lange, helle Sommerröcke sind absolut perfekt und in jeglicher Hinsicht sommertauglicher als kurz abgeschnittene Hosen und selbst ein gänzlich freier Oberkörper.

Übrigens: Bei aller Lockerheit sind jedoch am Steuer feste, rutschfeste Schuhe absolute Pflicht – nicht nur von Gesetzes wegen.

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