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  • Stadtgeschichte
Teil 35: Theater der Jungen Welt Leipzig

75 Jahre und noch immer jung

Es ist ein Haus mit bewegter Geschichte. Und mit 75 Jahren das älteste Kinder- und Jugendtheater Deutschlands. Bis zu 65.000 kleine und große Zuschauer kommen in einer Spielzeit.

Weißer Saal
Der Weiße Saal: Dort gab es 1953 „Die feuerrote Blume“, „Hänsel und Gretel“, „Tom Sawyers Abenteuer“, 1957 war „Die Schatzinsel“ zu sehen, 1961 „Onkel Toms Hütte“, 1983 „Urfaust“, 1988 „Das Tagebuch der Anne Frank“; es fanden auch Kabarettauftritte und Jugendweihen statt © Archiv TdJW

Happy Birthday, altes junges Haus. Das Theater der Jungen Welt Leipzig ist strahlend jung geblieben, frech, forsch, frisch und fröhlich. Nur wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es als erstes Berufstheater für Kinder und Jugendliche in Deutschland eröffnet, mitten in einer Trümmerlandschaft. Spielort war der Weiße Saal in der Kongreßhalle am Zoo. Mit Erich Kästners „Emil und die Detektive“ fing das Theaterleben am 7. November 1946 an. Die Eintrittskarte war kurios, schwer und schmutzig: ein Brikett. Das „schwarze Geld“ wurde dringend zum Heizen des Saals benötigt.

Plötzlich vor dem Nichts

Später wurde das Jugendtheater eine Sparte der Städtischen Theater Leipzig, nach der Wende ein Eigenbetrieb der Stadt. Am 28. August 1989 traf die „Junge Welt“ ein schwerer Schlag. Am dem Tag wurde der Weiße Saal durch Brandstiftung komplett zerstört. Bühne, Kulissen, Requisiten, Kostüme, alles wurde ein Opfer der Flammen. Das Ensemble stand vor dem Nichts, musste von vorn anfangen. Aufgeben stand nicht zur Disposition. So ging das Ensemble ungewollt auf Wanderschaft und spielte an diversen Orten, vor allem im Haus Leipzig. 2003 konnte das Theaterhaus als dauerhaftes Domizil bezogen werden.

30 Jahre Puppentheater

Das Haus am Lindenauer Markt war eigens umgebaut worden. Bis heute wird dort gespielt. Jürgen Zielinski übernahm die Intendanz im neuen Domizil. Am 11. Oktober 2003 wurde zur Eröffnung „Die wundersame Reise des kleinen Kröterichs“ von Yaakov Shabtai uraufgeführt. Bis 2020 hatte Zielinski die Fäden der „Jungen Welt“ in der Hand, auch als Regisseur. Nachfolgerin ist Winnie Karnofka, seit langem Dramaturgin am Theater, das zudem 30 Jahre Puppenspiel feiert. Fast so lange wird das Figurenstück „Über Bethlehem ein Stern“ gespielt und ist vor Weihnachten erneut zu sehen. Und zum „75.“ gab’s eine Neuinszenierung des „Emil“-Klassikers. Der spielt auch in der Jubiläumsausstellung eine Rolle, die bis ins Jahr 2022 besichtigt werden kann.

Alle Infos unter
www.tdjw.de

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