//
//
  • Bühne
Dreilindenstraße meets Fleet Street

Rezension: Sweeney Todd in der Musikalischen Komödie

Sweeney Todd Premiere Musikalische Komödie
Sweeney Todd zur Premiere vor echtem Publikum © Oper Leipzig/Tom Schulze

„Wir wollten uns das als Kulturstadt leisten, und wir haben es uns geleistet“, so Skadi Jennicke, die Leipziger Kulturbürgermeisterin. Für die Baumaßnahmen der MuKo wurden von 2019 bis 2021 knapp 10 Millionen Euro ausgegeben, 2,5 Tonnen Schutt abtransportiert, 1300 Quadratmeter Stoffe für die neuen Theatersessel vernäht, wodurch Platz für 640 Zuschauer entstand!.1

„Das Schicksal spielte mir diese Rolle zu, die schon immer eine Traumrolle war“.

„Den Sweeney Todd zur Premiere vor echtem Publikum2, in einem für mich komplett neuem Haus, zusammen mit einem Ensemble, indem ich mich sofort gut aufgehoben fühlte, spielen zu dürfen, setzt viele Emotionen frei“ so Vikrant Subramanian.

Rache, Selbstjustiz und sinnvolle En(d)verwertung der Oberschicht

„London im 19. Jahrhundert: Benjamin Barker, früher Barbier und Familienvater, kehrt unter dem Namen Sweeney Todd in seine Heimat zurück. Vor fünfzehn Jahren wurde er zu Unrecht von dem Richter Turpin in die Verbannung geschickt, weil dieser es auf seine Frau abgesehen hatte. Todd lernt die Pastetenbäckerin Mrs.Lovett kennen, die ihm erzählt, dass seine Frau inzwischen gestorben und seine Tochter das Mündel von Turpin sei. Er schwört blutige Rache und ergreift seinen alten Beruf als Barbier. Als der Richter bei Todd zur Rasur erscheint, wähnt er sich am Ziel, wird aber um seine Rache betrogen. Der Barbier verfällt in einen Blutrausch. Aber wohin mit den Leichen? Sondheim bezeichnete sein durchkomponiertes Horror-Musical als tiefschwarze Operette. Das Stück gewann 1979 acht Tony Awards und wurde spätestens 2008 in der Verfilmung von Tim Burton mit Johnny Depp in der Hauptrolle und Helena Bonham Carter als Mrs. Lovett weltberühmt.“3

Große Dankbarkeit beim Kulturhungrigen Publikum

Be“maske“d in den neuen Sesseln, im Zuschauersaal mit neuer Belüftungsanlage, nahm es Platz. Nebelschwaden tauchten die Bühne in ein Gänsehautfeeling. Düsteres London. Minimalistisch die Requisite, aber gut punktiert: Rasierstuhl, Fleischwolf, Backofen.

Gespielt wurde auf zwei drehbaren Ebenen und auf dem neuen absenkbaren Orchestergraben. Kostüme im viktorianischem Stil, detailliert genäht, erinnern an das Wave Gotik Treffen zu Pfingsten. Etwas mehr Blut beim Kehlenschnitt und es bräuchte vielleicht nicht, die akustisch schrille Unterstützung, Tinnitusgefahr! Teilweise ist auch die Übersetzung der englischen Songtexte etwas gewöhnungsbedürftig.

 

Zwischenapplaus und Bravorufe

Unter der musikalischen Leitung von Stefan Klingele spielte das Orchester ganz neu von der Hinterbühne. Den Darstellerinnen, Darstellern und Gästen des Hauses merkte man vom ersten Betreten der Bühne ihre ungebändigte Spiel- und Sangeslust an. Mit der hauseigenen Besetzung des Sweeney`s gelang es Regisseur Cusch Jung, einen würdigen Ersatz für Jan Ammann zu wählen. Vikrant Subramanian ist der Sweeney! Sabine Töpfer als schrille, selbstbewusste Mrs. Lovett, liebend Pasteten backend, an seiner Seite. Imposante Bühnenpräsenz, emotionale Wesenszüge und großartigen Gesang von Beiden!

Das emotionalste Rollenstudium hat wohl Michael Raschle in dieser Produktion durchleben müssen. Sexueller Missbrauch von Minderjährigen, ein schweres Thema. Dem von Geilheit, Machtsucht und innerlicher Zerrissenheit getriebenen Richter Turpin, gibt Raschle nicht nur den bekannten stimmlichen, sondern auch den vollen körperlichen Einsatz.

Schwer verliebt und verträumt Justus Seeger als Seemann und Katia Bischoff als Johanna, Andreas Rainer als gewiefter Direktvertriebler Pirelli. MuKo- und Extrachor bewiesen, dass ihre Stimmen im Lockdown nicht schliefen. Die Damen und Herren trugen nicht nur stimmlich zu dem Gesamtwerk bei, auch mit ihren schauspielerischen Leistungen unterstrichen sie die Choreografien. Große Gruppenbilder entstanden, welche in dem ansteigenden oberen Reihen besonders wirken.

Leitung

Musikalische Leitung Stefan Klingele, Inszenierung/Licht Cusch Jung, Bühne, Kostüm Karin Fritz, Choreinstudierung Mathias Drechsler, Dramaturgie Nele Winter,

Chor MuKo, Extrachor, Orchester

Mitwirkende

Mrs. Lovett Sabine Töpfer

Johanna Katia Bischoff a. G.

Die Bettlerin Julia Lißel a. G.

Tobias Anna Evans

Sweeney Todd Vikrant Subramanian

Richter Turpin Michael Raschle

Anthony Hope Justus Seeger

Büttel Bamford Jeffery Krueger

Pirelli Andreas Rainer

Mr. Fogg Roland Otto

Ein Vogelhändler Holger Mauersberger

 

Weitere Termine, Musikalische Komödie

Fr. 02.07.2021, 19:30; Sa. 03.07.2021, 19:00; So. 04.07.2021, 15:00 ; Di. 20.07.2021, 19:30 Mi. 21.07.2021, 19:30

Webseite

DREIKLAG Oper Leipzig

(150 Personen gemäß Hygienekonzept)

3 Programmauszug Oper Leipzig

« zurück
zur aktuellen Ausgabe