//
//
  • Bühne

Salto rückwärts in die 1920er-Jahre

1998 wurde das im Krieg zerstörte Krystallpalast Varieté neu gegründet. Zum 25. Jubiläum sprechen Geschäftsführer Peter Matzke und der Künstlerische Leiter Urs Jäckle über Publikumsnähe, Glück in der Krise und die aktuelle Show.

Szene aus der Show „Glanzzeit“
Szene aus der Show „Glanzzeit“, die Show läuft bis Februar 2023 © PanRay Photography

Warum kehrt der Krystallpalast mit „Glanzzeit“ in die 1920er-Jahre zurück?

Jäckle: Das haben wir viele Jahre vermieden, weil mit Shows dieser Epoche meist ein Klischee bedient wird. Bricht man es aber auf, kann es sehr spannend werden. Wir beschäftigen uns konkret mit der lokalen Geschichte, mit den Künstlern und der Ästhetik im alten Krystallpalast in der Wintergartenstraße.

Matzke: Der feiert auch einen runden Geburtstag, er wurde vor 140 Jahren gegründet.

Es wurde viel recherchiert?

Jäckle: Ja, in historischen Programmheften, Filmmaterial und Literatur, um einen Gesamtblick zu bekommen, wie es gewesen sein könnte. Dazu gehören Elemente der damaligen Avantgarde etwa eine Szene aus dem Bauhaus mit einem Stabtanz aus dem Umfeld von Oskar Schlemmer. Letztlich geht es um eine Übersetzung, um das heutige Publikum mitzunehmen.

Wir haben uns von einer Chanson-Bühne mit Artisten zum Varieté-Theater entwickelt. Urs Jäckle, Künstlerischer Leiter Krystallpalast Varieté

Wie hat sich das Krystallpalast Varieté in den letzten 25 Jahren verändert?

Jäckle: Wir haben uns von einer Chanson-Bühne mit Artisten zu einem Varieté-Theater entwickelt, das aus allen szenischen Möglichkeiten schöpft. Und wir stellen keine Stars mehr heraus, sondern setzen auf den Ensemble-Gedanken und durchgehende Erzählfäden. Unverändert ist die Intensität und große Nähe zum Publikum. Künstler schweben über den Köpfen, man kann ihnen in die Augen schauen.

Funktioniert Varieté noch in all den Krisen?

Matzke: Ich bin seit 2018 hier und habe mehr Krisenjahre als normale Jahre erlebt. Das Publikum hält uns zum Glück die Treue, wenn es auch preisbewusster wird. Trotz allem haben wir wunderbare Momente erlebt. Etwa während des ersten Lockdowns, als Künstler aus aller Herren Länder bei uns festsaßen. Viele waren froh, weil sie hier jeden Tag eine Bühne zum Üben hatten. Das war Family-Building mit Tränen zum Abschied.

Jäckle: In all den Jahren hatten wir über 40 Nationen am Haus …

Matzke: … und mit jeder Show ändert sich die Geschäftssprache hinter der Bühne. Wir sind das internationalste Theater der Stadt und mit Ausnahme von Berlin das einzige Varieté-Theater im Osten, das ständig bespielt wird.

Krystallpalast Varieté
„Glanzzeit“ läuft bis 25. Februar
Karten: 0341/140660
www.krystallpalastvariete.de

« zurück
zur aktuellen Ausgabe