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Die Juxheirat

Rezension unserer Ahoi-Operetten-Expertin Sabine D. Finger

„Weg vom Mann, so lautet die Parole“, in der MuKo experimentiert man mutig mit einer eher unbekannten Lehár Operette. „Die Juxheirat“ inszeniert von Thomas Schendel und dirigiert von Tobias Engeli feierte am 02.10.2021 im Hause Dreilinden Premiere.

Juxheirat
Juxheirat auf den neuen Brettern der MuKo © Tom Schulze

Zum Stück

„Die Amerikanerin Selma, Baronin von Wilfort, ist die Tochter eines Milliardärs und junge Witwe. Nach ihren enttäuschenden Erfahrungen mit der Ehe hat sie den Männern abgeschworen und möchte nie wieder heiraten. Deshalb hat sie mit ihren Freundinnen Edith, Phoebe und Euphrasia den Bund »Los vom Mann (lvm)« gegründet. Wenn es nach ihrem Vater ginge, würde Selma allerdings keinesfalls Single bleiben. Er wünscht sich, dass seine Tochter seinen Geschäftsfreund, den Deutschamerikaner Harold von Reckenburg, heiratet. Selma weigert sich und besteht auf ihrer Ehelosigkeit. Durch einen Streich von Harolds Schwester Juliane kommt es jedoch zu zahlreichen Verwirrungen und Verwechslungen, die pikante Fragen aufwerfen: Wer ist hier eigentlich mit wem verheiratet? Wer ist Mann und wer ist Frau?

 

Zur Umsetzung

So verstaubt diese Operette auch sein soll, spricht sie doch zeitaktuelle Themen, wie Geschlechterrollen und –klischees, an. Das Bühnenbild aus bröckelnden, goldenen, phallusartigen Säulen, zerbrochen und umgekippt, lässt den Untergang des Patriarchats erahnen. Gleichzeitig dienen die Säulenstümpfe nun als wunderbares stilistisches Mittel, um die Damen des LvM Skulpturen-artig, auf den so zur Verfügung stehenden Sockeln empor steigen zu lassen.

Adam Sanchez, der als feuriger Tenor bekannt ist, ist hier in der Rolle als schüchterner Liebhaber, in angedachter Frauenrolle, zu sehen. Seine Verwirrtheit spielt er hervorragend. Im Zusammenspiel mit Lilli Wünscher als Selma geben beide ein amüsantes Hin und her.

Zwischenapplause für Andreas Rainers gesungene Verführungstaktik im Wagnerstil von Lohengrin bis Tristan.

Mario Ramos a. G., Haushofmeister aus Österreich kommend, gab seine Stimme zwischenszenisch als öffentliche Mahnung, in dem er auf die wirklichen Probleme der Welt, so z. B. „Die immer noch im Mittelmeer ertrinkenden Menschen und den Klima Wandel“, hinwies.

Trotz anfänglicher Männerabstinenz beschwörend, findet man sich nach seliger Operettenmanie, am Ende dann doch im klassischen Stil vermählt. Wohlbemerkt mit sich unterwerfenden Männern, die sich Fingernägel feilen lassen und Frauen als Besserverdienende akzeptieren. Glückliche Paare, bis auf eine Dame, die sich als Pathologin lieber den Toten widmet, „…die ihr dann endlich zu Füßen liegen". Nora Lentner gibt die Rolle der Miss Eupharsia herrlich Zigarre kauend und burschikos überzeugend.

Michael Raschle als leidgeprüfter Auto-Milliardär Brockwiller, mit schmachtender Tendenz zur jungen Klavierlehrerin, sein Hüftschwung legendär, mit seiner von ihm ausstrahlenden, komödiantischen Spielfreude steht er mit Recht, mit Applaus bedacht, im Mittelpunkt der Szenerie.

 

Fazit: Nicht unbedingt Lehárs Meisterwerk und eher als Wegbereiter zur „Lustigen Witwe“ zu sehen, dennoch gut umgesetzt auf „die neuen MuKo-Bretter“ gebracht. Ein Operettenabend an dem man lachen kann, „Die Juxheirat“,Termine auf der Opernseite.

 

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