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Dong Xuan Markt Leipzig

Reise nach Fernost - mitten in Leipzig

Uhren, Plüschtiere, Handyhüllen – in den verwinkelten Geschäften stapelt sich die Ware bis zur Decke © Sylvio Hoffmann

Der Asia-Markt „Dong Xuan“ im Leipziger Norden ist die Anlaufstelle für asiatische Lebensmittel und viele andere Waren aus Fernost. Wir haben den Markt besucht. Denn gerade jetzt können wir exotische Küche und etwas Abwechslung gut gebrauchen.

Herzhaft beißen wir in ein kleines Stückchen der vor uns liegenden aufgeschnittenen Durian. „Stinkfrucht“ wird sie auch genannt und sieht mit ihrer stacheligen Schale ziemlich exotisch aus. Sie schmeckt! Saftig. Frisch. Nach Urlaub, irgendwie. Und lecker. Die nette Verkäuferin lächelt. Seit acht Jahren arbeitet sie hier in Leipzigs vietnamesischem Großhandelsmarkt „Dong Xuan“. Es ist beeindruckend, wie gekonnt sie die riesigen Früchte auf die Theke des Lebensmittelgeschäfts „Cuòng Xuân“ hievt. „Die wiegen zwischen 30 und 35 Kilo“, erklärt der Leiter des Marktes, René Mangold (44). In Lockdown Zeiten gehen wöchentlich fünf Durians über den Ladentisch. „Das ist wenig. Hier kaufen hauptsächlich Großhandelskunden ein – aber wenn die Gastronomie keine Kunden versorgen darf, bekommen wir das natürlich auch zu spüren.“

Alles fürs asiatische Essen

Schnellen Schrittes führt er durch die langen Gänge und erklärt: „Über 90 Prozent unserer Kunden haben einen asiatischen Hintergrund. Deutsche verirren sich eher selten hierher. Es ist ein bisschen ein anderes Einkaufserlebnis. Aber dafür gibt es eine unglaubliche Reis- und Nudelauswahl. Dazu frischen Fisch, Meeresfrüchte sowie Gewürze, exotisches Obst und Gemüse – alles, was für die asiatische Küche unerlässlich ist. In großen Mengen und vergleichsweise günstig.“

Uns wird schnell klar: In den Hallen des „Dong Xuan Marktes“ findet der abenteuerlustige Kunde bei Weitem nicht nur Lebensmittel: Plüschtiere, Handyhüllen, Schlüsselanhänger, Gürtel, die obligatorischen asiatischen Winkekatzen, Radios, Taschenlampen, Klobrillen und vieles, vieles mehr. Am meisten ist an den typischen Markttagen Freitag und Samstag los – und natürlich dann, wenn asiatische Festtage bevorstehen. Zuletzt war das vorm Tet-Fest (vietnamesisches Neujahrsfest) am 11. Februar der Fall. „Das nächste ist das Mondfest am 21. September“, erklärt René Mangold und schwärmt: „Das ist ein buntes Kinderfest, das die Händler hier groß feiern. Es gibt Tanzeinlagen, Drachenshows und Hüpfburgen. Letztes Jahr musste es leider ausfallen. Aber für dieses Jahr haben wir noch Hoffnung.“

Starker Textilschwerpunkt 

René Mangold ist schon seit zehn Jahren Leiter des Marktes, kennt jeden Händler beim Namen. Die meisten von ihnen sind noch länger dabei. Wie auch R. Singh (61). Seit 15 Jahren bietet er von der Jogginghose bis zum Abendkleid alles an. Es glitzert und funkelt, im Hintergrund läuft indische Gebetsmusik. Herr Singh lacht fröhlich, freut sich über Besuch: „Nicht viel los zurzeit.“ Die Textilhändler, die gut 75 Prozent der „Dong Xuan“-Markthalle belegen, haben es schwer. Auch bei ihnen blieben die Bestellungen des Großhandels aus. Wenigstens geht die Ware nicht kaputt, wie auch ein paar Meter weiter beim Kunstblumenladen. Man möchte geradezu an den bunten Pflänzchen schnuppern, so echt sehen sie aus.

Wer die Wahl hat ...

Vom vielen Schauen wird man ganz hungrig. Gut, dass für das leibliche Wohl gesorgt ist. In Irfan Khawajas „Bistro Pak“ köchelt das Hähnchen Curry schon seit 9 Uhr. Sein Imbiss ist in Leipzig für das authentische pakistanische Essen bekannt und bei Fans scharfer Küche äußerst beliebt. Auch René Mangold kommt öfter vorbei. Seine Begeisterung spiegelt sich in den positiven Bewertungen im Internet wider. Was ist Herrn Khawajas Geheimnis? „Wir verwenden eigene Produkte“, erklärt der 52-jährige Geschäftsmann und deutet in den kleinen Supermarkt, der sich an den Imbiss anschließt. Reissäcke, Gewürze und exotisches Gemüse – wer das Curry zu Hause nachkochen will, findet hier alles Nötige.

Wer Lust auf vietnamesische Küche und ihre typischen Suppen (Pho) hat, wird im „Hànôi Quán“ nebenan fündig. Immer mittwochs gibt es hier eine besonders beliebte Fischsuppe. An den Restaurantwänden sieht man Malereien grüner Reisfelder. Für einen Moment lassen sich Abenteuerlust und Reisesehnsucht hier tatsächlich stillen.

„Dong Xuan“ heißt auf Deutsch übrigens „grüne Wiese“. Die gibt es hier auf dem Gelände nicht. Aber ansonsten alles. Wirklich. ALLES! [kar]

Dong Xuan Markt
Maximilianallee 14-16
Mo-Sa 9 bis 21:30 Uhr
Website

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