In einem Dorf, in dem es weder Bäcker noch Anbindung zur Außenwelt ohne Auto gab, bin ich aufgewachsen. Kurz: Ich habe es gehasst. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich nach einigen Jahren in der Leipziger Innenstadt nochmal aufs Land ziehen würde. Nachdem wir also die letzten sechs Jahre mit unseren drei Kindern im Graphischen Viertel gewohnt haben, war ich mir ziemlich sicher, dass ich es furchtbar finden würde, als es uns ganz spontan und eher zufällig an den äußersten und sehr dörflichen Rand von Leipzig verschlug.
Die ersten Tage ohne Starbucks und überfüllte Parkspielplätze waren mit den Kindern noch ungewohnt, aber schon nach wenigen Wochen sind wir hier angekommen. Die Frau, die mir morgens meine Brötchen verkauft, sehe ich am Nachmittag wieder, denn alle Kinder sind in der gleichen Kita. Es gibt nur eine. Jeder kennt jeden und doch ist man ganz für sich. Es tut nicht nur uns, sondern auch unseren Kindern gut, hier zu sein. Das Familiäre, der weniger hektische Alltag, der Platz, der es mir erlaubt, mein eigenes Fotoatelier auszubauen – all das ist ein Gewinn. Und wenn wir doch mal Sehnsucht nach der großen, wilden Stadt haben, bringt uns die Bahn in nur 25 Minuten zurück.
