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Felsenkeller Leipzig

Liebknecht-Enkelinnen auf Spurensuche

Marianne Liebknecht vor dem Felsenkeller, wo ihr Opa vor engagierten Arbeitern sprach. © Petra Gebauer

Es hat lange vier Jahre gedauert, doch dann kamen sie wieder nach Leipzig. Maja und Marianne Liebknecht, Enkelinnen von Karl Liebknecht.  Die erste lebt im brandenburgischen Hennigsdorf, die zweite reiste aus Wien an. 

Das Datum des Besuchs wurde ganz bewusst gewählt – der 1. September ist Weltfriedenstag. “Unser Opa war Pazifist, hat den Krieg abgelehnt. Es war uns wichtig, an diesem Tag in seiner Geburtsstadt zu sein und mit zu demonstrieren. Frieden heißt auch sozialer Frieden und ökologischer Frieden” sagt Marianne Liebknecht. Nach der Demonstration ging es in den Felsenkeller. Extra für den besonderen Besuch wurden die Türen zum Konzert- und Ballsaal aufgeschlossen.

Einen Moment Geschichte spüren

Und dann stand Marianne auf der Bühne, wo 1905 ihr Opa zur Leipziger Arbeiterbewegung gesprochen hatte. Still und staunend verharrte sie, so als wolle sie die Historie spüren. Auf die Frage, was Karl Liebknecht zur heutigen Situation in der Welt sagen würde, fallen ihr sofort viele Worte ein. “Opa hätte gesagt, Krieg ist nie eine Lösung. Krieg bedeutet Kummer, Leid, Schmerz.” Eine große Tafel vor dem Saal zeigt Fotos von Versammlungen, Rednern, Rosa Luxemburg beim Schreiben ihrer Reden. Rosas Salon (eingeweiht 2021) ist Bibliothek, Ort des Austausches und für Veranstaltungen. Dafür haben die Enkelinnen, wie viele Leipziger auch, gespendet. Sonst gäbe es diesen besonderen Raum nicht. 

Kunst als Erinnerung

Künftig soll es einen weiteren Gedenkort  geben. Zwei Reliefs, eines zeigt Karl Liebknecht und das zweite Mathilde Jacob, eine der engen Vertrauten von Rosa Luxemburg. Sie standen in Berlin und wurden von der Rosa-Luxemburg-Stiftung an den Felsenkeller übergeben. “Es ist technisch und finanziell nicht ganz einfach, sie aufzustellen. Wir sind fest entschlossen. Wollen am 21. Oktober um 16 Uhr die Einweihung hier am Felsenkeller feiern” sagt Dr. Volker Külow, Historiker und Stadtrat. Er betreut seit vielen Jahren die Liebknecht-Enkelinnen und engagiert sich für den Felsenkeller. 

Maja (hielt sich im Hintergrund) und Marianne kommen immer mit Geschenken. Dieses Mal gab es ein Gemälde von Robert Liebknecht (Vater von Marianne), das das Stadtgeschichtliche Museum für die Dauerausstellung erworben hat. “Ich fühle, dass die Erinnerung an unseren Opa in Leipzig gut bewahrt wird.'' sagt  Marianne. Einen besonderen Wunsch hat sie – eine  Ausstellung mit Bildern ihres Vaters Robert im Museum der bildenden Künste. Dann kommt sie wieder nach Leipzig. 

Felsenkeller: felsenkeller-leipzig.com, Stadtgeschichtliches Museum: stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

 

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