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Europas größter Kopfbahnhof

Leipzigs Hauptbahnhof und seine lebendige Geschichte

An ihm führt in Leipzig kaum ein Weg vorbei: Der Leipziger Hauptbahnhof, Dreh - und Angelknoten im Leipziger Verkehrsnetz, beliebte Shopping-Adresse und oft das Erste und Letzte, was Besucher von Leipzig zu sehen bekommen. Und das seit mittlerweile mehr als 100 Jahren. Seit Ende März ist es sogar amtlich: Der Hauptbahnhof Leipzig ist der beste Bahnhof Europas 2021. Aber welche Geschichten verbergen sich in dem imposanten Gebäude und dem größten Kopfbahnhof Europas?

Leipziger Hauptbahnhof - Größter Kopfbahnhof Europas
Die Fassade des größten Kopfbahnhof Europas misst stolze 298 Meter © Luise Galisch

Die Geschichte vom größten Kopfbahnhof in Europa

Die Fassade

Stolze 298 Meter misst die Fassade des Leipziger Hauptbahnhofes und macht den Leipziger Hauptbahnhof so zum größten „Kopfbahnhof Europas“. Sie wurde zwischen 1909 und 1915 aus Sandstein errichtet und umschließt zwei große Empfangsgebäude, sowie einen langen Mitteltrakt. Am 4. Dezember 1915 wurde der Leipziger Hauptbahnhof von seinen zwei Bauherren feierlich eröffnet: Der Sächsisch-Königlichen Staatseisenbahn und der Preußischen Staatseisenbahn. Zwei Konkurrenten, die sich den Bahnhof teilten. Und zwar wortwörtlich: So gab es jeweils zwei Warte- und Speisesäle, zwei Verwaltungen und bis Mitte der 1990er Jahre exakt 26 Gleise, die die Sachsen und Preußen untereinander aufteilten. Allerdings nur für fünf Jahre, denn bereits im Jahr 1920 schluckte die Deutsche Reichsbahn beide Eisenbahngesellschaften. 

Die Querbahnsteighalle

Eine architektonische Meisterleistung ist die Querbahnsteighalle der Leipziger Hauptbahnhofes, die mit 270 Meter Länge und 27 Meter Höhe gigantische Ausmaße annimmt. Dieser Teil des Bahnhofs wurde während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und erst in den 1950er Jahren wieder aufgebaut. Zwischenzeitlich mussten die Reisenden sogar ohne schützende Decke auf ihren Zug warten.

Das Museumsgleis 24

Zwar nicht ganz so magisch wie Gleis 9/3 Viertel, übt Gleis 24 trotzdem eine gewisse Anziehungskraft auf seine Besucher aus. Denn hierbei handelt es sich um ein Museumsgleis im Hauptbahnhof Leipzig. Bedeutet: Das Gleis selbst ist nicht mehr aktiv. Statt also hektisch nach dem nächsten Zug Ausschau zu halten,  gibt es hier die Möglichkeit, in aller Ruhe mehrere historische Züge zu betrachten. Wie zum Beispiel ein Schnelltriebwagen der Baureihe Hamburg, der in den 30 Jahren zu den schnellsten Zügen der Welt zählte oder die schwere Elektrolokomotive „Deutsches Krokodil“, die von 1957 bis 1990 durch Mitteldeutschland tourte.

Das DEFA Zeitkino

Alteingesessene Leipziger werden sich noch erinnern: Bis 1992 war der Hauptbahnhof Leipzig auch für Cineasten eine beliebte Anlaufstelle. Unter der Osthalle des Kopfbahnhofes entstand 1950 das „DEFA Zeitkino“. Zuvor wurde der Raum im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum genutzt. Bis zur Schließung wurden hier im Zeitkino von früh bis spät Kurz - und Spielfilme gezeigt, dabei bot das Kino Platz für 204 Besucher. 1992 musste das Kino im Hauptbahnhof Leipzig aber leider aufgrund von baulichen Mängeln geschlossen werden. 

Die List - Harkort - Denkmäler

Alle Besucher, die den Leipziger Hauptbahnhof durch den westlichen Eingang betreten, werden von zwei monumentalen Büsten begrüßt: Links steht der Nationalökonom Friedrich List, rechts der Industrielle Friedrich Harkort. Beide haben sich um den Bahnverkehr der Stadt verdient gemacht. So entwarf Friedrich List die ersten Pläne, die die Grundlage für die erste deutsche Fernbahnverbindung Leipzig - Dresden bildeten, währenddessen Friedrich Harkort den Bau der ersten Fernbahnlinie finanziell unterstütze und sich für die Industrialisierung der Stadt einsetzte.

Der Preußischer Wartesaal der Deutschen Bahn

Die schönste Buchhandlung Leipzigs versteckt sich ausgerechnet hier: Im Hauptbahnhof Leipzig. Dabei ist weniger die Auswahl an Büchern für diesen Titel relevant, als vielmehr das Ambiente: Seit 2008 befindet sich die Buchhandlung Ludwig im ehemaligen Preußischen Wartesaal der Deutschen Bahn. Hier hatten Reisende früher die Möglichkeit, sich zurück zu ziehen und in Ruhe auf ihren nächsten Zug zu warten. Heute können Besucher stattdessen unter der historischen Schmuckdecke und zahlreichen Stuckverzierungen an Wänden und Säulen im denkmalgeschützten Wartesaal ihre neue Lieblingslektüre finden. Schon auf dem ersten Blick erkennt man: Mit einer hektischen Bahnhofsbuchhandlung hat das hier nichts mehr zu tun.

Luft und Licht

Als die Architekten William Lossow und Max Hans Kühne im Deutschen Kaiserreich den Leipziger Hauptbahnhof entwarfen, hatten sie eine Vision vor Augen: „Luft und Licht“. Ein Motto, das bis heute, fast 126 Jahre nach der feierlichen Eröffnung, allen Restaurierungen und Modernisierungen Stand gehalten hat. Verglaste, halbrunde Decken, meterhohe Wände, zwei gläserne Fahrstühle und ein freier Blick von der Gleisebene auf die Shoppingzeilen in den beiden Untergeschossen sorgen auch im Jahr 2021 noch dafür, dass der Bahnhof transparent und frei erscheint. Und das obwohl mittlerweile rund 1.300 Züge sowie 120.000 Reisende und Besucher tagtäglich den Hauptbahnhof aufsuchen.

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