Ahoi: Am 17.09.2021 kommst Du endlich mal wieder nach Hause nach Leipzig. Im ANKER spielst Du neues und altes Material. Wie viel Leipzig ist denn überhaupt noch in Dir?
Obwohl ich jetzt schon über dreißig Jahre in Berlin wohne, ist es immer noch ein „Nachhause“ kommen. Ich mag es sehr, mich an meine frühe Jugend zu erinnern, wenn ich durch Leipzig fahre. Dazu gehört natürlich auch der „Anker“ wo ich schon als Dreizehnjähriger für 3.60 Mark zum Jugendtanz gegangen bin.
Ahoi: Derzeit läuft Dein Song „Lebenssinfonie“ ja gut viral und in den Herzen, ein recht dunkles Lied. Fast schon abgehangen und hoffnungslos. Was hat Dich dunkeln lassen?
Es ist eine intensive musikalische Bestandsaufnahme. Lieder liegen manchmal einfach so in der Luft und dann musst du zugreifen. Aber nach dem Dunkel kommt auch immer wieder Licht. Lebe. Liebe. Existiere!
Ahoi: Corona hat aufgezeigt wie niedrig der Wert der Kulturschaffenden wirklich ist in der allgemeinen Wahrnehmung. Nun gibt es auch leider sehr viele Kulturschaffende, die kaum Relevanz haben, die kaum etwas von Wahrhaftigkeit in den Diskurs einbringen. Aber auch in Deinem Umfeld sind welche, die sich seit Dekaden gegen die Gleichförmigkeit der Kulturindustrie stemmen. Du hattest ja auch schon an deinem Beginn Widerborsten. Kannst Du uns etwas von Deinem Leipzigpunk erzählen?
Ich habe Anfang der Achtziger als Zwölfjähriger bei „L‘Attentat“ Schlagzeug gespielt, dass war meine Rebellion gegen die Schule und musikalisch gegen meine Eltern. Ich wurde für mein unangepasstes Verhalten acht Wochen in Dösen eingesperrt und von der „Geschwister Scholl“ auf die „Hans-und-Hilde-Coppi POS“ strafversetzt. Da ich sehr früh gelernt habe, meine Meinung zu sagen, ecke ich heute noch regelmäßig und gerne an.
Ahoi: Später warst Du bei den Herzenfängern von SIX und mit Angelo Kelly am Musizieren. Wo hats Dich denn noch so hingetrieben?
Da ich jetzt schon fast 40 Jahre am Musizieren bin, wäre die Liste wirklich zu lang. Aber ich habe vor einiger Zeit mit Thomas Anders in Hanoi gespielt.(lacht) Auf meiner Website findet man aber so ziemlich alles, was man über „GLÄSER“ wissen muss.
Ahoi: Kommst Du alleine nach Leipzig oder bringst Du noch wen mit und wenn ja: wen?
Ich komme natürlich mit meiner wunderbaren Band. Mit meinen Kollegen Hannes Funke (Unbekannt Verzogen) an der Gitarre, Mattias Klünder am Piano und dem Leipziger Schlagzeuger Martin Marshall (Sarah Lesch).
Ahoi: Du bist ja auch einer der Söhne von Peter „Cäsar“ Gläser. Mittlerweile – durch all diese Transformation – beginnt die Erinnerung an ihn zu verblassen. Kannst Du den Menschen, die hier frisch dazugekommen sind und von Rockgeschichte keinen Dunst haben, mal sagen, wer Cäsar war?
Cäsar war einer der bekanntesten und beliebtesten Musiker in DDR. Er war Sänger und Gitarrist bei Renft, Karussell, und später bei Cäsars Rockband und Cäsar & die Spieler. Er hat maßgeblich DDR-Rockgeschichte geschrieben. Man kann seine Originale Gibson SG im Alten Rathaus Leipzig bewundern. Und dazu „Wer die Rose ehrt“ hören.
Ahoi: Welche Erinnerungen hast Du noch an ihn?
Er war der entspannteste Vater, den man haben konnte. Ich hatte wirklich eine spannende Kindheit mit allem drum und dran. Auch wenn ich es als junger Freigeist in der Schule nicht immer einfach hatte. Ich habe ja noch das Projekt „Apfeltraum“ am Start. Da erinnern wir an sein musikalisches Vermächtnis. Er ist quasi immer in meinem Herzen und durch seine Songs unsterblich.
Ahoi: Wann gibt es denn mal wieder ein neues Album?
Ich bin seit Anfang diesem Jahres schwer am Arbeiten. Wenn alles gut läuft, werde ich im Frühjahr 2022 veröffentlichen.
Ahoi: Wir freuen uns riesig auf Deine Show. Und Kopf hoch, noch ist nicht alles verloren.