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Katholische Propstei St. Trinitatis

Katholik mit Humor

Probst Gregor Giele leitet seit sieben Jahren die Katholische Propstei St. Trinitatis Leipzig am Wilhelm-Leuschner-Platz. Er führt seine Gemeinde mit Pragmatismus, Weltoffenheit und dem Schalk im Nacken.

Gregor Giele
Gregor Giele ist seit sieben Jahren Probst der Gemeinde St. Trinitatis © Sylvio Hoffmann

Ob er ein Kreuz oder eine Bibel für den Fototermin mit der Ahoi mitbringen wolle, frage ich Probst Gregor Giele vor unserem Treffen. „Wir wollen es doch nicht übertreiben“, antwortet das Oberhaupt der katholischen Gemeinde St. Trinitatis. Schnell wird klar: Der gebürtige Dresdner, der der Probstei mit ihrem markanten Neubau am Wilhelm-Leuschner-Platz seit 2015 vorsteht, muss zum Lachen nicht in den Keller gehen

Angesichts der enormen Zahl an Kirchenaustritten – 200 bis 250 im Jahr stehen in seiner Gemeinde rund 100 Taufen und Eintritten gegenüber – ist Galgenhumor fast ein Muss. „Das einzige wirkliche Wunder Gottes ist“, verweist Giele schmunzelnd auf ein katholisches Bonmot, „dass es die Kirche nach über 2.000 Jahren mit dieser Geschichte immer noch gibt.“

Zehn Wünsche, um die Kirche zu verändern

Wenn die Sprache auf die, so Giele, „katastrophale Situation“ der Amtskirche kommt, wird der Geistliche etwas ernster. Missbrauchsskandal, Gleichberechtigung der Frau, Zölibat, Anerkennung vielfältiger Lebensweisen, innerkirchliche Demokratie.

Der Probst wünscht sich in diesen und vielen weiteren Punkten mehr Empathie und Offenheit. Wenn er einen Wunsch frei hätte, was würde er dann sofort an seiner Kirche ändern? „Ich würde mir mindestens zehn neue Wünsche wünschen.“

… in zehn Jahren wird die Gemeinde doppelt so viele Katholiken haben wie heute. Probst Gregor Giele

Gottesdienste auch für Ausgetretene

Angesichts der Missstände hilft es nur, eigene Wege zu gehen. Mit großen Plakaten lädt die Gemeinde Ausgetretene ein, weiter die Gottesdienste zu besuchen und die Sakramente zu empfangen. „Natürlich gibt es einige, denen das zu weit geht, aber zu 99,8 Prozent waren die Reaktionen positiv“, sagt Giele.

Gottesdienste, Konzerte und andere Veranstaltungen der Gemeinde seien gut besucht. Seine Erklärung: „Je weiter sie sich von der Amtskirche entfernen, desto voller wird die Hütte.“ Ein typischer Giele-Satz. Humor, Zuversicht und eine Prise Wunderglaube – so blickt er auf die Zukunft. „Keine Ahnung wie, aber in zehn Jahren wird die Gemeinde doppelt so viele Katholiken haben wie heute.“ Giele wird es wohl nicht mehr erleben, schon vor vier Jahren hat er seinen Versetzungsantrag gestellt. Nach fast 15 Jahren in Leipzig ist Zeit für einen Tapetenwechsel.

Katholische Propstei St. Trinitatis Leipzig
Nonnenmühlgasse 2
Telefon: 0341/3557280
www.propstei-leipzig.de

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