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Die Euro soll ein Fest werden

Kann Deutschland das Sommermärchen von 2006 wiederholen?

© Bild von ASSY auf Pixabay

Die Situation ähnelt jener des Jahres 2006 auf verblüffende Art und Weise. Für die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft setzte es seinerzeit in der Vorbereitung zur Heim-Weltmeisterschaft eine Enttäuschung nach der anderen. Entsprechend niedrig waren die Erwartungen von Fans und Medien.

Doch das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann fand vom Eröffnungsspiel an immer besser in das Turnier und stürmte bis ins Halbfinale. Dort verlor Deutschland zwar in der Verlängerung gegen den späteren Weltmeister Italien, doch das Land war mit seiner Mannschaft versöhnt. Ein Kinofilm brachte die Ereignisse jenes Sommers in die Kinos und festigte den Ruf des Sommermärchens 2006. Derzeit, 18 Jahre später, hoffen die Fans auf eine Wiederholung dieses Fußballwunders.

Nagelsmann setzt auf Erfahrung

Der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann steht jedenfalls vor einer Herausforderung. Nach zahlreichen sportlich misslungenen Großevents soll die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land endlich den erhofften Umschwung bringen. Damit diese Aufgabe gelingt, setzt Nagelsmann ungewohnte Akzente. Zunächst holte er mit Mats Hummels einen Altstar zurück in die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Jetzt kehrt mit Toni Kroos ein weiterer Weltmeister des Jahres 2014 auf die große internationale Fußballbühne zurück.

Dieser gab an, vom Bundestrainer gefragt worden zu sein, und hat laut eigener Aussage große Lust, wieder für das Team zu spielen. Damit setzt Nagelsmann auch auf die Stars von gestern für den Erfolg von morgen. Immerhin sind mit Thomas Müller und Manuel Neuer weitere Legenden im Team, die für Stabilität sorgen sollen. Diese Strategie sorgt bei einigen Beobachtern für Stirnrunzeln, schließlich konnten diese Spieler zuletzt bei Großevents nicht immer überzeugen.

Doch der Bundestrainer ist fest entschlossen, seinen Kritikern Lügen zu strafen, denn nicht alle sind so pessimistisch. Die Buchmacher reihen Deutschland bei ihren Fußballwetten bereits seit Monaten als Mitfavoriten. Dort liegt die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf Platz drei der Favoritenliste, knapp hinter England und Frankreich. Offenbar schätzen die Experten den Heimvorteil so hoch ein, dass sie Deutschland einen Spitzenplatz zutrauen. Dieser Effekt trat auch 2006 ein, als Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft zu Hause Dritter wurde.

Turnierdirektor Philipp Lahm glaubt an den Erfolg

Der Chef des Organisationskomitees und Turnierdirektor, Ex-Nationalspieler und 2006 Kapitän der DFB-Elf Philipp Lahm, glaubt jedenfalls an die Möglichkeit einer Wiederholung des Sommermärchens 2006. Er glaubt fest daran, dass so ein Turnier die Kraft habe, die Menschen zusammenzubringen und die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu Erfolgen zu treiben. Doch damit ist er im Moment noch ziemlich allein.

Umfragen unter den deutschen Sportfans zeigen, dass die Mehrheit nicht davon ausgeht, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft eine ähnliche Euphorie wie im Jahr 2006 auslösen kann. Dafür sorgt offenbar auch eine Mischung aus schlechter wirtschaftlicher Lage und der Summe der Ereignisse der letzten Jahre. Doch genau diese Ausgangsstimmung fand einst auch die Mannschaft von Jürgen Klinsmann vor.

Trotzdem baute sich schnell nach Turnierstart eine Begeisterungswelle auf, die damals die Mannschaft durch das Turnier trug und Deutschland das Image einer fröhlichen und begeisterungsfähigen Nation eintrug. Die Offenheit gegenüber den unzähligen Gästen aus dem Ausland, in Kombination mit der Feierlaune der Deutschen führte zu einem Verstärkungseffekt, von dem alle Beteiligten profitierten.

Weltweiter Ansturm auf die Tickets

Darauf hofft auch Philipp Lahm, denn das Interesse aus dem Ausland an der Euro 2024 in Deutschland ist gewaltig. Bereits für die erste Phase des Ticketverkaufs gab es mehr als 20 Millionen Bewerbungen. Dabei kamen für die erste Phase lediglich 1,1 Millionen Tickets in den Verkauf. Deutschlands Hotellerie und Gastronomie kann sich also für den Sommer auf einen Ansturm Fußballbegeisterter aus aller Welt gefasst machen.

Geht es nach dem Willen der Organisatoren, dann soll die Euro ein großes Fest werden. Sie soll ein besseres „Wir-Gefühl“ im Land erzeugen und die Werte Freiheit und Demokratie stärken. Damit scheinen die Eckpfeiler für eine erfolgreiche Fußball-Europameisterschaft gesteckt zu sein. Jetzt sind die Fußballer gefordert, die hohen Erwartungen zu erfüllen.

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