FRÖBEL ist Deutschlands größter, freigemeinnütziger Träger von Kindertageseinrichtungen. In Leipzig betreibt FRÖBEL 18 Kindergärten und 1 Hort. Chancengleichheit und Bildungsförderung liegen dem Träger am Herzen, daher hat er unter anderem den Vorlesefrühling ins Leben gerufen.
Luise Messner ist Koordinatorin des Kinder- und Familienzentrums und pädagogische Fachkraft im FRÖBEL-Integrationskindergarten am Kulkwitzer See in Leipzig Grünau.
Wir wünschen uns Chancengleichheit für Kinder. Warum ist Vorlesen für Bildungserfolge so wichtig?
Mit unserer pädagogischen Arbeit wirken wir tagtäglich Bildungsbenachteiligung entgegen. In vielen Familien unserer Kinder ist Vorlesen, ganz im Gegensatz zum Konsum verschiedenster digitaler Medien, kein Bestandteil des Alltags. Deshalb nehmen wir uns beim Vorlesen bewusst Zeit und schaffen Momente, in denen wir gemeinsam Abenteuer erleben, Rätsel lösen, philosophieren, Worte für bisher Unsagbares finden oder einfach in vertrauter Ruhe zuhören. Während des Vorlesens nehmen Kinder Wort und Schrift wahr. Sie tauchen in Geschichten ein, mit denen sie sich identifizieren können. Genau deshalb sind Vorlesen und die Darstellung von Vielfalt für die Stärkung und Bildung von Kindern so wichtig.
Sie haben in den Kitas einen Vorlesefrühling mit Unterstützung des Deutschen Literaturfonds und der Stiftung Lesen gestartet. Was erhoffen Sie sich davon?
Als Kinder- und Familienzentrum sind wir ein Ort der Begegnung und verfügen über ein gutes Netzwerk an Kooperationen. Mit dem Deutschen Literaturfonds und der Stiftung Lesen haben wir zwei Organisationen, die uns finanziell und ideell unterstützen. Denn uns ist es wichtig, kulturelle Angebote in unseren Stadtteil zu holen und damit die Bildungschancen der Kinder zu stärken. Vor allem für Kinder, denen zu Hause nicht täglich vorgelesen wird, ist eine Veranstaltung wie der Vorlesefrühling eine tolle Ressource. Durch die Corona-Pandemie wurden viele Angebote digital umgewandelt. Wir möchten daher neue Kontakte aufleben lassen und alte Kontakte pflegen.
Was können Bücher, was digitale Medien nicht können?
Bücher sind gegenständlich, sie sind da. Man kann sie berühren, in die Hand nehmen, riechen, in ihnen Seiten umblättern und vieles mehr. Digitale Medien können vieles auch, aber das haptische Erlebnis ersetzen sie nie. Zudem geben Geschichten in Büchern vielfältige Impulse, die die sprachliche Entwicklung der Kinder maßgeblich fördert. Bücher können, anders als bei digitalen Medien, individuelle und fantasievolle Bilder in den Köpfen erschaffen. Außerdem kann beim Vorlesen auch noch die Beziehung zwischen der lesenden Person und den Zuhörerenden gestärkt werden. Durch das gemeinsame Erlebnis und den Austausch über den Inhalt erhält das Ganze eine zusätzliche soziale Dimension.