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    Die Fans machen jedes Spiel zu einem Heimspiel

    Gespräch mit den HCL-Spielerinnen Lilli und Lotta Röpcke

    Die Röpcke-Schwestern, zwei Handballerfolgsgeschichten © Thomas Röpcke

    Handball hat in Leipzig einen guten Stand. Die Fans stehen hinter ihren Mannschaften, die Spielerinnen und Spieler sind motiviert und leistungsstark. Doch, dass zwei Schwestern gleichzeitig in einer Mannschaft ganz oben mitspielen, ist schon ganz besonders. Ahoi-Redakteur Volly Tanner sprach mit Lilli und Lotta Röpcke vom HC Leipzig:

     

    Ahoi: Guten Tag, liebe Lilli und liebe Lotta Röpcke. Ihr seid Schwestern und ihr spielt erfolgreich Handball. Und dies richtig professionell in der 2. Bundesliga. Ich selbst spiele ja eher Karten oder im Garten. Aber zu euch: Woher kommt der Handball-Enthusiasmus in eurer Familie? Ich hörte von familiärer Vorbelastung …

    Lotta + Lilli: Unsere Oma väterlicherseits hat früher mal Handball gespielt. Wir haben aber allgemein eine sehr sportliche Familie von Wasserspringen bis zum Leichtathletik-Zehnkampf.

     

    Ahoi: Seit wann seid ihr denn beim HC Leipzig und auf welchen Positionen spielt ihr jeweils?

    Lotta: Ich bin seit 2010 beim HCL, also seitdem ich Handball spiele. Ich habe also noch nie in einem anderen Verein gespielt. Meine Position ist Rückraum Mitte.

    Lilli: Ich habe im gleichen Jahr wie Lotta angefangen, Handball zu spielen und bin durch sie auch zum Handball gekommen, da ich vorher Leichtathletik und Akrobatik gemacht habe. Ich spiele auf der Linksaußen-Position und bin ebenfalls wie Lotta dem HC Leipzig immer treu geblieben.

     

    Ahoi: Welche waren denn die größten Momente eurer Sportlerinnen-Karriere?

    Lilli: Meine größten Momente bisher war das Gewinnen der Deutschen Meisterschaft in der B-Jugend (2017) und der Aufstieg mit dem HC Leipzig zurück in die 2. Bundesliga (2019).

    Lotta: Meine größten Momente waren ebenfalls das Gewinnen der Deutschen Meisterschaft, aber in der A-Jugend 2021, das Gewinnen der Schülerweltmeisterschaft 2021 und der Vize-Europameistertitel 2021. Natürlich auch die Auszeichnung zur Nachwuchshoffnung bei den German Handball Awards 2021.

     

    Ahoi: Nun ist nicht immer Sonnenschein. Wäre ja auch schlimm, wäre schließlich allerorten Wüste. Es braucht auch Niederlagen. Wie geht ihr damit um? Ganz konkret? Verziehen ins Kämmerlein und jammern? Erzählt mal bitte …

    Lotta: Ich brauche nach Niederlagen meistens etwas Zeit für mich, da ich diese erst einmal verarbeiten muss. Trotzdem rede ich nach solchen Spielen auch gerne mal mit meinen Eltern und meiner Schwester, um meine eigenen Fehler zu analysieren. Ich denke, nur so kann man besser werden, denn aus Niederlagen sollte man lernen.

    Lilli: Ich gehe mit Niederlagen ziemlich ähnlich um wie Lotta. Wir reflektieren meistens zusammen das Spiel. Dabei versuchen wir uns auf Fehler aufmerksam zu machen und Lösungsvorschläge für das nächste Mal zu geben, aber meistens wissen wir beide in dem Moment selbst über bessere Handlungsmöglichkeiten Bescheid und versuchen uns nicht zu sehr an den misslungenen Aktionen festzuhalten. In jedem Spiel gibt es viele sehr spontane Entscheidungen zu treffen und da kann nicht immer alles zu 100 Prozent klappen, sonst könnten wir ja jetzt schon bei den ganz Großen mitspielen. (Sie schmunzelt, Anmerkung des Redakteurs) Für mich ist es wichtig, sich an den positiven Aktionen festzuhalten und diese weiter auszubauen, da es nichts bringt, in Selbstmitleid zu verfallen. Meistens heißt es nach einer kurzen Phase von Traurigkeit, das Spiel abzuhaken und nach vorne zu blicken.

     

    Ahoi: Nun gibt es euch mit dem HC Leipzig ja in der 2. Bundesliga. Das ist höchst professioneller Handball; aber – so denke ich auf jeden Fall – nicht Kühlschrank füllend. Gibt es neben dem Handball noch andere Tätigkeiten oder ist das Leben in der 2. BL Einkommen ausreichend einbringend? Und falls ja: Was macht ihr da sonst noch so?

    Lotta: Ich bin noch Schülerin des Landesgymnasiums für Sport Leipzig und wohne auch noch Zuhause bei meinen Eltern. Im nächsten Schuljahr werde ich mein Abitur machen und danach werden wir sehen, wohin mich der Weg verschlägt.

    Lilli: Ich denke, es ist immer wichtig, ein zweites Standbein zu haben, da man nie weiß wie schnell die sportliche Karriere vorbei sein kann. Gerade im Frauenhandball ist es sehr schwer, dauerhaft damit finanziell auszusorgen. Ich studiere an der Universität Leipzig Grundschullehramt mit dem Kernfach Sport (im 5. Semester) und bin sehr glücklich mit dieser Entscheidung, da ich sehr gerne mit Kindern arbeite.

     

    Ahoi: Neben all dem Sport: welchen Leidenschaften frönt ihr noch so?

    Lotta: Allgemein verbringe ich gerne Zeit mit meinen Freunden und unternehme etwas mit ihnen. Seit dem letzten Jahr lese ich auch wieder etwas mehr, da dies für mich ein guter Ausgleich zu dem Alltagsstress ist.

    Lilli: Ähnlich wie Lotta verbringe ich sehr gerne Zeit mit meinen Freunden von der Uni, aber auch mit den Mädels vom Handball. Wir sehen uns zwar 8-9 mal die Woche und man könnte meinen, das reicht auch, aber wir haben ein so super Team-Klima, dass man sich auch am Abend nach dem Training zum gemeinsamen Kochen oder zum Spieleabend trifft, wenn der Körper nicht allzu geschafft ist vom Training. (wieder Schmunzeln)

    Im Sommer gehe ich auch gerne, wenn sich die freie Zeit anbietet, anderen Sportarten nach, wie Volleyball/Tennis/Tischtennis/Spikeball/… und höre zu allen Tätigkeiten gerne Musik (zum Kochen, zum Putzen, zum Uni machen, etc.). Ich bin aber natürlich auch froh, wenn ich nach einem anstrengenden Tag mich auf die Couch legen und Netflix schauen kann.

     

    Ahoi: Der HC Leipzig mit euch mittendrin hat viele Anhängerinnen und Anhänger. Gibt es richtig Fanrummel? Wie geht ihr mit der Bekanntheit um?

    Lotta+Lilli: Der HC Leipzig hat wirklich die besten Fans, die man sich wünschen kann. Sie folgen uns auf jeder Auswärtsfahrt und machen jedes Spiel zu einem Heimspiel. Wir verhalten uns eigentlich so wie immer, da wir uns selbst nicht als Bekanntheit sehen. Trotz alledem fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt, wenn die kleinen Handballmädchen aus der Jugend nach dem Spiel zu uns kommen und Autogramme von uns haben wollen. Das erinnert uns an die Zeit, als wir so klein waren und bei jedem HCL-Spiel die Großen bewundert haben.

     

    Ahoi: Liebe Lotta – du hast vor einem halben Jahr den German Handball Award Nachwuchs eingeheimst. Glückwunsch nachträglich. Deine Schwester Lilli hielt die Laudatio. Wie war das so? Preisverleihungen sind ja auch immer sehr emotional.

    Lotta: Dankeschön! Ja, das war ein wirklich emotionaler Moment für mich. Lilli hat sehr schöne Worte gefunden und vielleicht ist die eine oder andere Träne auch raus gerutscht. (Schmunzler)

     

    Ahoi: Solch ein Weg ist ja immer eine Teamleistung. Gibt es Menschen, denen ihr einfach einmal Danke sagen wollt? Und wenn ja, wem?

    Lilli: Wir möchten uns auf jeden Fall bei unserer Familie bedanken, die uns seit 12 Jahren bei unserem Sport unterstützt. Seien es die Fahrtwege oder unsere Ausrüstung, welche sie uns immer gekauft hatten. Um sie nicht zu vergessen, würde ich gerne auch unseren vielen Jugendtrainern danken, welche uns den heutigen sportlichen Weg ebenfalls ermöglicht haben!

     

    Ahoi: Wir wünschen euch auf jeden Fall weiterhin so viel Freude und Erfolg im Spiel. Danke für eure Antworten.

    Lotta: Wir haben zu danken!

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