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Deutschrock-Band mit neuem Album + Tour

„Es ist ein Neuanfang für uns“

Band mit neuem Sound © Revolverheld

Die Band „Revolverheld“ wurde im Jahr 2002 gegründet und ist aus der deutschen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Mit Songs wie "Spinner". "Halt dich an mir fest" oder „Ich lass für dich das Licht an“ stürmten sie die Charts. Die Jungs spielten vor vollen Hallen und verkauften Millionen Platten. Zudem stehen zahlreiche Auszeichnungen in der Vitrine. Am 10. Januar spielen „Revolverheld“ mit einem speziellen, neuen Album „R/H/1“ im Gepäck in Leipzig (Täubchenthal). Unsere Redaktion hat mit Sänger Johannes Strate gesprochen.

Herr Strate, Revolverheld hat sich 2002 gegründet. Seitdem ist viel passiert. Wie blicken Sie zurück?

Oh ja, es ist eine Menge passiert, und man könnte denken, ich bin uralt, aber ich fühle mich noch nicht so. Ich erinnere mich gut an die Anfangszeiten, als wir mit Jakobs altem Golf zu jedem Gig gefahren sind, bis er kurz vor Hamburg den Geist aufgab. Damals haben wir wirklich von der Hand in den Mund gelebt. Es war eine verrückte Zeit, und wir dachten eigentlich nur an ein oder zwei Jahre. Dass daraus eine so schöne Geschichte entstehen würde, hätten wir nie gedacht.

Warum hat sich die Band durchgesetzt?

Wir waren immer sehr beharrlich. Wenn uns jemand gefragt hat, ob wir morgen am Bodensee spielen können, sind wir hingefahren. Wir haben nicht darüber nachgedacht, ob am nächsten Tag eine Uni-Klausur anstand oder ob es zu weit weg war; wir haben einfach zugesagt. Es gab andere Künstler, für die diese Strecke zu weit war. Da haben wir gemerkt, dass sie es vielleicht nicht so wirklich wollten. Uns lag einfach sehr viel an der Musik. Das Geld, das ich beim Pizzafahren verdient habe, floss in eine Gemeinschaftskasse, damit wir zu Konzerten fahren konnten. Und wir haben kontinuierlich neue Songs geschrieben. Wenn andere Bands behaupteten: "Wir haben drei neue Songs geschrieben", konterten wir mit "Wir haben 30, und morgen sind es 33".

Es war auch eine gute Zeit für deutschsprachige Musik, oder?

Absolut. Wir haben deutschen College-Rock gespielt, und das war damals total angesagt. Bevor wir begonnen haben, lief kaum deutsche Musik im Radio. Plötzlich kam dieser Hype. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

2014 waren Revolverheld bei den MTV Europe Music Awards als 'Best German Act' nominiert. War das das Highlight?

Nein, der Echo 2015 war für uns das Größte. Das ist in Deutschland als Band unglaublich schwierig. Als Die Ärzte, Die Toten Hosen oder die Fantastischen Vier ein neues Album gemacht haben, war der Echo schon vergeben. Plötzlich bekamen wir einen. Ich erinnere mich noch gut, dass wir vor dem Echo im Aufzug Thomas D getroffen haben. Die Fantas waren auch nominiert, und er meinte nur: "Glückwunsch, dieses Jahr habt ihr es geschafft." Ich konnte es nicht glauben. Doch dann haben wir tatsächlich einen Echo gewonnen.

Warum heißt das neue Album R/H/1?

Es ist kein normales Album. Wir schlagen das alte Buch zu und starten neu. Diese Platte hätten wir wahrscheinlich als allererste gemacht, wenn wir damals keinen Deal bei einem Majorlabel bekommen hätten. Wir hatten sehr viele harte Songs im Gepäck, die die Plattenfirma damals abgeschmettert hätte. Wir waren Anfang 20 und haben natürlich das gemacht, was man uns geraten hat. Das Gebretter auf dem neuen Album haben wir damals bei Konzerten gespielt, bevor es für uns richtig losging. Es ist ein Neuanfang für uns. Wir haben jetzt auch ein eigenes Label, und R/H/1 ist die erste Indie-Produktion darauf.

Es ist ein Album, das es eigentlich gar nicht gibt. Was hat es damit auf sich?

Diese Geschichte gab es meines Wissens nach so noch nie. Diese Platte bekommst du nur im Bundle mit unserer Tour im Januar. Die Leute kaufen jetzt das Paket aus Ticket und Album. Nach dem Konzert bekommt der Zuschauer beim Verlassen der Halle eine Tasche mit CD, Vinyl und Download-Code. Das Album ist also ausschließlich in Verbindung mit dem Konzert erhältlich. Nicht im stationären Handel, nicht im Versandhandel und auch nicht digital im Streaming. Das Album gibt es also nur neun Tage. (lacht)

Kritiker werfen Ihnen sicher Geschäftemacherei vor. Was sagen Sie denen?

Gar nichts. Es ist einfach ein Album für Hardcore-Fans, die uns seit 20 Jahren begleiten und Menschen, die Lust auf echte Musik haben. Die Fans sind total begeistert. Und sie freuen sich, dass wir wieder einen härteren Sound haben. 

Hier wird nur an die Musik und nicht an die Charts gedacht, oder?

Ganz genau. Wen interessieren schon noch die Charts? Wir leben ja nicht mehr in den 1990er-Jahren. Diese Platte ist gar nicht für die Charts zugelassen, weil es so etwas noch nie gab.

Sie geben aktuell fast keine Interviews. Braucht Revolverheld keine Promotion mehr?

Wir werden keine aktive Promo mehr wie früher machen. Wir beide kennen uns seit fast 20 Jahren, haben schon gemeinsam ein Bier getrunken und über Fußball gesprochen. Damals haben wir uns in meiner Wohnung in Bremen getroffen. Wenn uns jemand fragt und wir ihn gut kennen, sind wir dabei. Allerdings werden wir nicht aktiv von Radiosender zu Radiosender ziehen, um Promo zu machen. Wir setzen eher auf unsere eigenen, gewachsenen Kanäle.

Der neue Sound ist wesentlich härter ("SP3RR1G"). Keine Angst, dass Sie die eingefleischten Fans damit verschrecken?

Ich habe keine Angst davor, es ist mir jedoch bewusst, dass es passieren wird. In den vergangenen 20 Jahren sind viele Fans dazu gekommen, die uns nicht für harte Gitarrenmusik kennen. Das ist einfach mal eine Platte, die anders ist. Die Musik ist dunkler, und die Themen sind nachdenklicher. Wir freuen uns über jeden, der diesen Weg mitgehen will, sind aber nicht sauer, wenn jemand sagt, 'Jetzt setze ich mal aus.' Das ist völlig in Ordnung. Ich muss Musik für mich machen. Wenn mir Kollegen erzählen, 'Ich glaube, das interessiert die Leute,' dann frage ich oft, 'Aber was interessiert dich?'

Revolverheld
R/H/1 TOUR
Datum: 10.01.2024 
Beginn: 20:00 Uhr
Einlass: 19:00 Uhr
Ort: Ballsaal - Täubchenthal
Veranstalter: Mawi Concert

Alle Infos zum Konzert HIER

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