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  • Literatur
Lange Leipziger Kriminacht zur Buchmesse

Es gibt keine Quote

Elia van Scirouvsky ist Moderator der Leipziger Kriminacht © Andreas Freund

Leipziger Buchmessezeit ist auch immer Zeit, zu diskutieren. Gut, wenn da Macher schon im Vorfeld wissen, was sie da tun und auch bei der Stange bleiben und sich nicht von jedem Shitstorm wegschubsen lassen. Elia van Scirouvsky ist solch ein Unumschubsbarer. Seit 2015 moderiert er und seit 2018 organisiert er dazu auch noch die Lange Leipziger Kriminacht. Was es damit auf sich hat, im Jahre 2023 erzählte er dem Ahoi-Redakteur Volly Tanner:

Ahoi: Guten Tag, Elia van Scirouvsky. Nach drei Jahren Zwangspause aufgrund hoheitlicher Entscheidungen im Rahmen der Bekämpfung verschiedener Viren, gibt es nun endlich wieder die „Lange Leipziger Kriminacht“, mittlerweile zum 15! Mal. Wow. Und immer schon, seit Beginn, du als Moderator – oder bist du erst später dazugestoßen?

Elia van Scirouvsky: Hallo Volly, hallo liebe Ahoi-Leser! Als Moderator bin ich seit der 9. Langen Leipziger Kriminacht, also seit 2015 dabei. Nachdem später der vorherige Organisator das Handtuch geschmissen hat, bin ich seit 2018 in der Doppelfunktion als Organisator und Moderator tätig, was vieles einfacher und übersichtlicher macht. Und dadurch, dass ich auch schon immer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht habe, kann ich auch diesen Bereich mit abdecken. Die Absprachewege innerhalb der Langen Leipziger Kriminacht sind also sehr kurz. (lacht)

Ahoi: Das kriminelle Geschehen spielt sich am 26. April, dem Mittwoch der Leipziger Buchmesse, im Blauen Salon (Central Kabarett) ab. Wieso denn dort?

Elia van Scirouvsky: Nachdem der vorherige Veranstaltungsort in eine Renovierungspause gegangen war, musste eine neue Location her. Der Blaue Salon im Central Kabarett war da Liebe auf den ersten Blick – ein wundervolles Ambiente und perfekte Gegebenheiten für solch eine Veranstaltung. Mit jedem Ortswechsel ändert sich aber auch etwas die Publikumsstruktur, was wiederum Auswirkungen auf die Programmgestaltung hat – ein Prozess, den wir gut gemeistert haben und uns nun im Blauen Salon mit der Langen Leipziger Kriminacht sehr heimisch fühlen.

Ahoi: Und wer ist dabei? Jetzt einmal außer dir natürlich …

Elia van Scirouvsky: Mit dabei sind: aus Österreich Herbert Dutzler mit »Letzter Tropfen« – der Autor gilt als einer der wichtigsten und erfolgreichste Kriminalautoren seines Landes und wurde 2022 mit dem Österreichische Krimipreis geehrt; Nr.-1-Bestsellerautor Andreas Winkelmann mit »Das Letzte, was du hörst«; mit ihrem Krimi-Debüt »Tödliches Allerlei« mit einem Heimspiel Monique Scharmacher; Marc Raabe mit »Der Morgen« – seine Thriller sind regelmäßig auf der LITERATUR SPIEGEL-Paperback-Bestsellerliste zu finden; Andrea Bonetto aus dem Norden Italiens stellt seinen »Abschied auf Italienisch« vor; der Cartoonist, Comiczeichner, Illustrator und Textautor Peter Butschkow mit »Wo ist Emilia?«; Frank Goldammer – ebenfalls regelmäßig in den Bestsellerlisten zu finden – mit »Die Verbrechen der anderen«; Frederic Hecker mit »Morddurst« und Regina Stürickow mit »Kommissar Gennat und der grüne Skorpion« - die Autorin hat zahlreiche Bücher zur Berliner Geschichte veröffentlicht, tritt im Fernsehen regelmäßig als Expertin auf. 

Ahoi: Es sind ja auch zwei Frauen unter den Auftretenden. Aus deiner Perspektive, lieber Elia: Schreiben Frauen andere Krimis als Männer? Gibt es da Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Erzähl mal …

Elia van Scirouvsky: Ja, in diesem Jahr sind es nur zwei Frauen, aber es waren auch schon mehr Frauen als Männer auf der Bühne. Es gibt da keine Quote, es geht da mehr darum, wer passt gut in die Veranstaltung, wer hat gerade etwas Spannendes herausgebracht.
Über einen Geschlechterunterschied bei Krimis habe ich noch nie nachgedacht und möchte das auch nicht. Wenn ich Krimis lese, blende ich die Autoreninstanz vollkommen aus.

Aber zumindest ist sicher, dass mehr Frauen Krimis lesen als Männer.

Ahoi: Du warst selbst jahrzehntelang freier Schriftsteller, sogar ein äußerst erfolgreicher Poet, hast dich jedoch schon vor der Vollbremsung im Kultursektor aufgrund der Entscheidungen in Berlin für deine zweite große Liebe, das Lehrersein, entschieden. Aus der Sicht von draußen auf den Literaturmarkt: Wie sieht es aus um die Leipziger Szene? Hast du da noch Verbindungen? Interessiert es dich noch, was die jungen und älteren Kolleginnen und Kollegen so treiben derzeit?

Elia van Scirouvsky: Mit dem Lehrerberuf bleibt leider sehr wenig Zeit, um das kulturelle Leben zu genießen, weshalb nur noch wenig Kontakt zur Szene innerhalb von Veranstaltungen besteht. Aber Leipzig ist ein Dorf und so trifft man beispielsweise Franziska Wilhelm vorm Bäcker oder Domenico Müllensiefen beim Feierabendbier im Flowerpower und tauscht da erst einmal alle Neuigkeiten rund um das Szeneleben aus.

Ahoi: Für die Gestaltung der Werbematerialien zeichnet Arbeiterkind Artwork verantwortlich. Beispielsweise haben Arbeiterkind auch das Coverartwork der letzten Mikrowelle-EP gemacht. Wie war die Zusammenarbeit? Und wie kam es zur Zusammenarbeit?

Elia van Scirouvsky: Andre von Arbeiterkind Artwork kenne ich aus der Zeit, als ich für das Flowerpower Leipzig die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht habe. Er hat sich 2018 mit Begeisterung in die Arbeit für die Lange Leipziger Kriminacht gestürzt und ich weiß, dass der Bereich Plakate und Flyer da in sehr guten Händen ist.

Ahoi: Und wie sieht es mit der eigenen schriftstellerischen Tätigkeit aus? Unsere Zeit braucht schließlich gute und sprachlich gebildete Literatur. Was hast du selbst im Köcher?

Elia van Scirouvsky: Leider fehlt mir gerade die Zeit, eigene literarische Projekte umzusetzen, an Ideen mangelt es aber keineswegs. Liebend gern würde ich gerade eher philosophische Texte schreiben, die sich mit dem aktuellen Sein in dieser schwer zu fassenden Zeit beschäftigen.

Ahoi: Dann wünschen wir dir Zeit und Muße dafür, ein volles Haus und einen wundervollen Abend. Danke für das Gespräch.

BU: Elia van Scirouvsky vor vertrauenserweckendem Blau

Cred: Andreas Freund

 

Lange Leipziger Kriminacht im Netz:

llkn.de

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