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  • Leipzig engagiert sich
Nahe der Uniklinik

Ein Zuhause für schwere Zeiten

McDonalds kann mehr als Hamburger und Fritten: Die Häuser der Stiftung sind für Familien mit kranken Kindern essenziell. So wie für Leo und seine Eltern.

Leo und seine Eltern Anja und Matthias
Einst Bewohner, heute treue Unterstützer: Leo und seine Eltern Anja und Matthias © privat

Es ist ruhig an diesem Vormittag im Ronald-McDonald-Haus im Leipziger Osten unweit des Lene-Voigt-Parks. Kein Kind rutscht die Röhrenrutsche vom ersten Stock ins Erdgeschoss hinunter, auch der Spielbereich im Erdgeschoss ist unbenutzt. Dabei sind 15 von 16 Apartments des knapp 1.000 Quadratmeter großen Hauses belegt. Doch die meisten Familien, die hier gerade wohnen, sind um diese Zeit bei ihren Kindern – in der nahen Uniklinik.

Seit 2002 gibt es auch in Leipzig ein Haus der McDonalds-Kinderhilfe. Etwa 300 Familien wohnen hier jährlich, im Schnitt 18 Tage lang. Manche bleiben nur zwei, drei Tage, andere leben wochen- und monatelang hier, um ihre kranken Kinder vor Ort betreuen zu können.

Gerade Frühgeborene müssen nach der Geburt viele Wochen im Krankenhaus betreut werden. Auch Familien mit Kindern, die eine Stammzellen-Therapie bekommen, brauchen lange stationäre Behandlung und Nachsorge. Dank der Ronald-McDonald-Häuser können auch Eltern, die weiter entfernt von der Klinik wohnen, so nah wie möglich bei den kleinen Patienten sein.

Persönliches Schicksal gab den Impuls

Der US-Amerikaner Ray Kroc, Gründer der Fast-Food-Kette, ließ 1974 das erste Haus bauen. Den Impuls dazu gab die Leukämie-Erkrankung der Tochter des Football-Spielers Fred Hill von den Philadelphia Eagles. Den hatte Kroc damals unter Vertrag. Inzwischen gibt es knapp 400 Häuser in 45 Ländern.

„Das ist ein Konzept, das um die Welt geht“, sagt Julia Marie Lang, Leiterin des Hauses in Leipzig. Allein in Deutschland konnte die Stiftung seit der Gründung 1987 über 260.000 Familien mit oft schwerkranken Kindern helfen.

So wie dem kleinen Leo, der 2019 als Frühchen geboren wurde, nur 470 Gramm wog und 27 Zentimeter groß war. Mit einer chronischen Lungenerkrankung und angeborenem Herzfehler wurde er unter höchster Lebensgefahr aus Kreischa bei Dresden in die Uniklinik verlegt.

Seine Eltern zogen in dieser Nacht ins Leipziger Ronald-McDonald-Haus ein und blieben vier Monate. „Frühmorgens ging es ins Krankenhaus und spätabends kamen wir dann platt zurück ins Ronald-McDonald-Haus“, erinnert sich Leos Mutter Anja. „Es gab zwar zum Glück nie einen Notfallanruf mitten in der Nacht, aber es war ein Segen zu wissen, dass wir im Notfall direkt vor Ort gewesen wären“, betont sie.

Das ist ein Konzept, das um die Welt geht. Julia Marie Lang, Leiterin des Ronald-McDonald-Hauses Leipzig

Bewohner sind hier zu Hause, kein Hotelcharakter

Auch der Austausch mit Familien, die gerade Ähnliches durchmachen, ist für die Betroffenen immens wichtig. Beim Essen in der großen, offenen Küche, auf der Couch im Gemeinschaftsraum oder auch mal am Kamin haben die Bewohner Gelegenheit, sich zu begegnen.

„Das Haus hat keinen Hotelcharakter, sondern alle sollen sich so sehr zu Hause fühlen wie möglich“, sagt Julia Marie Lang. Die geräumigen Apartments des Selbstversorger-Hauses sind erst 2021 runderneuert worden und strahlen Wärme aus. An Burger, Fritten und Chicken McNuggets erinnern hier nur die kleinen Plexiglas-Spendenhäuschen, die bei dem Fast-Food-Giganten an der Kasse stehen.

Etwa 180.000 Euro kostet der Betrieb des Hauses pro Jahr. Den Betrag spenden vor allem lokale Unternehmen wie Franchisenehmer von McDonalds und andere Firmen aus der Region, aber auch Privatpersonen. Dazu bezuschussen die Krankenkassen die Aufenthalte mit 22,50 Euro pro Apartment und Nacht. Die Uniklinik legt den medizinischen Bedarf fest und wer hier einziehen darf.

43 Ehrenamtliche Helfer

Zum Gelingen des Hauses tragen aktuell auch 43 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen bei, die unter anderem einmal pro Woche ein Verwöhnfrühstück und -abendessen für die Familien vor Ort zubereiten. Diese herzliche Atmosphäre führt dazu, dass viele Kontakt zum Leipziger Haus halten. So wie Leo und seine Familie.

Er entwickelt sich körperlich und geistig gut, wird aber noch über eine Magensonde ernährt und bekommt Sauerstoff. Bei den jährlichen Sommerfesten kommen auch viele ehemalige Familien. „Das ist total schön für uns, weil wir dann auch mal die Kinder erleben, die sonst oft im Krankenhaus sind, und weil wir uns freuen, welche Fortschritte sie gemacht haben“, berichtet JuliaMarie Lang.

Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel ist seit 2002 Schirmherr des Leipziger Ronald-McDonald-Hauses.

Weshalb liegt Ihnen das Haus am Herzen?

Die Stiftung hat mich damals angesprochen. Und dann haben wir den ersten Spatenstich gemacht. Natürlich kann man immer sagen: Das McDonald-Haus ist das moralische Feigenblatt eines großen Konzerns, der Burger herstellt. Aber dort wird gute und wichtige Arbeit gemacht. Das bestätigen mir Bewohner immer wieder.

Wie nah sind Sie dabei?

Ich bin Pate für eines der Apartments, schaue einmal im Vierteljahr vorbei, bin bei Veranstaltungen dabei, werbe Sponsoren und mache Öffentlichkeitsarbeit.

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