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  • Musik
Musizierte bei 13 Festspielen

Ein Leipziger in Bayreuth

Es ist ein Festspielhaus ohne eigenes Ensemble. Daher kommen zu den Wagner-Festspielen in Bayreuth (immer vom 5.Juli bis 28. August) Künstler aus renommierten Orchestern und Opernhäusern zusammen.

Festspielorchester in Bayreuth
Das Festspielorchester in Bayreuth 1911: Musiker aus namhaften Orchestern kamen hier zusammen © Gewandhausarchiv

Ohne die Künstler aus Leipzig wäre es still in Bayreuth. Als zur Grundsteinlegung des Festspielhauses am 22. Mai 1872 Beethovens 9. Sinfonie erklang, war einer der Geiger Arthur Nikisch, der spätere Gewandhauskapellmeister (1895 bis 1922). Lange Zeit stammte die drittgrößte Instrumentalistengruppe aus Leipzig.

Der Anfang

Einer, der schon 13 Mal bei den Festspielen musizierte, ist der Leipziger Cellist Matthias Schreiber. Seit 1981 spielt er im Gewandhausorchester, seit 1997 regelmäßig in Bayreuth. Der Musiker erinnert sich: „Ich wurde von Jürnjakob Timm gefragt, stand auf der Warteliste und dann kam der Anruf.“ Für den Cellisten hieß das jede Menge Arbeit, denn Wagners „Ring“ hatte er noch nie komplett gespielt.

Die erste Probe in Bayreuth lief anders als erwartet. „Statt im Festspielhaus sind die Proben immer im Restaurant. Wir liefen durch die Küche an unseren Platz.“ Sein erstes Mal Bayreuth dauerte vier Wochen.

Schreiber ehrlich: „Das erste Mal ist das Schwerste, dann ist man drin. Beeindruckend ist der Gang von der Kantine in den Orchestergraben. Da hängen alle Dirigenten.“

Die Festspiele und das Haus

Von dem Trubel zur Eröffnung der Festspiele (u. a. mit Angela Merkel) bekam er nichts mit. „Wir sitzen unter einer Abdeckung, sehen nur den Dirigenten“, erzählt Schreiber. Er hat viele Dirigenten erlebt, ein Höhepunkt für ihn: Daniel Barenboim. „Es war toll zu erleben, wie dieser Dirigent den ‚Tristan‘ anlegt, wo er Schwerpunkte setzt“, so der Gewandhausmusiker.

Schreiber ist vom Festspielhaus jedes Mal beeindruckt. „Ein Komponist baut ein Haus für seine Werke, das ist einmalig. Durch die Orchesterabdeckung klingt es gedämpft. Die Sänger klingen immer über dem Orchester“, weiß Matthias Schreiber.

Eine besondere Herausforderung ist der Denkmalschutz. Harte Stühle, keine Klimaanlage. „Wir sitzen mit Sandalen und Sommerbekleidung im Orchestergraben. Uns sieht ja eh keiner. Trotzdem ist es sehr heiß. Ich bin froh, dass wir keinen Frack tragen müssen“, erzählt er schmunzelnd. Denn das kürzeste Konzert geht 4 Stunden. Wegen der vielen Pausen zwischen den Akten können es auch mal sechs Stunden sein.

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