Oscar Wilde dreht in seiner satirischen Erzählung „Das Gespenst von Canterville“ den Spieß um: Ein Gespenst, das jahrhundertelang erfolgreich spukte und die wechselnden Bewohner des schottischen Schlosses vergraulte, verzweifelt an der neu eingezogenen Familie. Denn die bleibt völlig unbeeindruckt.
Markus Bothe bringt den Text von 1887 am Schauspiel Leipzig als großes Familienmärchen auf die Bühne. Der Regisseur, vor einigen Jahren bereits mit dem Theaterpreis „Der Faust“ in der Kategorie Kinder- und Jugendtheater ausgezeichnet, gilt als Spezialist für die Adaption großer literarischer Stoffe.
Wildes Text kommt als „Überschreibung“ auf die Bühne, sagt Dramaturg Benjamin Große. In Bothes Bearbeitung betrauern die Kinder den Tod der Mutter. Durch die eigene Situation entdeckt das Mädchen Virginia Parallelen zur Gefühlswelt des eigentlich höchst bemitleidenswerten Gespensts.