//
//
  • Sport
Wolfram Sperling

„Du denkst, du bist in einem Film“

Wolfram Sperling
War vor 50 Jahren Zeuge der Geiselnahme von München: Wolfram Sperling © Bundesarchiv, Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst – Zentralbild/Friedrich Gahlbeck

Als Wolfram Sperling wie jeden Morgen während der Olympischen Spiele 1972 in München auf den Balkon seines Appartements im Olympischen Dorf tritt, wird er von Beamten angewiesen, sofort wieder nach drinnen zu gehen. Der damals 19-Jährige und die anderen Schwimmer des DDR-Teams wagen sich dennoch vorsichtig wieder auf die Terrasse.

„Wir haben im Gebäude schräg gegenüber bewaffnete Vermummte gesehen“, erinnert sich Sperling. Erst im Nachhinein erfahren die DDR-Sportler, dass es sich um palästinensische Terroristen der Organisation „Schwarzer September“ handelt, die elf Israelis als Geiseln genommen hatten.

17 Menschen sterben bei dem Attentat und dem Befreiungsversuch. „Keiner wusste damit umzugehen, wir kannten so was ja nicht“, berichtet Sperling heute. „Du denkst, du bist in einem Film. Wir haben stillgehalten und gewartet, was passiert.“ Der DHfK-Schwimmer, der kurz vor seinen Rennen über 400 Meter Lagen und Freistil stand, verdrängte den Schock damals. „Man ist mit 19 Jahren naiv, kann das Ausmaß gar nicht begreifen“, sagt er.

Dass die Spiele nicht abgebrochen wurden, hält der heutige Vorsitzende des Sächsischen Schwimm-Verbandes immer noch für richtig. „So tragisch das für die getöteten Sportler und ihre Familien auch war – man darf sich von Terroristen nicht einschüchtern lassen.“

« zurück
zur aktuellen Ausgabe