//
//
  • Magazin
CLS Clean Leipzig

Der Saubermann

Lucas Schmeil (26) ist Tatortreiniger. Der Leipziger geht an Orte, die andere Menschen für kein Geld der Welt betreten würden.

Gestank, Schädlingsbefall, Unrat – Reinigungsarbeiten unter erschwerten Bedingungen © Sylvio Hoffmann

Woher kommt Ihr Interesse für die Tatortreinigung?

Ich habe eine Ausbildung im Rettungsdienst und bei der Berufsfeuerwehr absolviert. Das sind verantwortungsvolle Tätigkeiten, wo man psychisch und physisch sehr belastbar sein muss. Das ist auch in der Tatortreinigung wichtig. Es gibt Situationen, da geht man an seine Grenzen! Außerdem ist jeder Fall anders, das macht es sehr abwechslungsreich.

 

Was braucht man noch in dem Job?

Vor allem ein extremes Einfühlungsvermögen beim Umgang mit den Hinterbliebenen, die man oft stark emotionalisiert in den Wohnungen antrifft. Außerdem ist viel Fachkenntnis in den Bereichen Hygiene und Desinfektion gefragt.

 

Wer beauftragt Sie?

Hausverwaltungen, Eigentümer von Wohnungen, Behörden oder Angehörige von Verstorbenen.

 

Was finden Sie bei einem Einsatz vor?

Viele Menschen verbinden die Bezeichnung „Tatortreiniger“ mit einem Gewaltverbrechen, aber die häufigsten Fälle sind Menschen, die allein in ihren Wohnungen verstorben sind und teils wochenlang dort lagen. Man findet dort einen erheblichen Gestank, Schädlingsbefall, Leichenflüssigkeit, teilweise vergammelte Lebensmittel und in Messie-Wohnungen Berge von Müll und Unrat. Gewaltverbrechen, Suizide und Unfälle sind eher selten, kommen aber auch vor.

 

Sie hängen die Bilder der Menschen von den Wänden und beseitigen letzte Spuren. Nimmt Sie das mit?

Wenn man auf weinende Angehörige trifft, das geht einem schon nahe. Man braucht einen gesunden Abstand dazu und muss über das Erlebte reden können, darf es nicht in sich reinfressen. Als Ausgleich mache ich viel Sport. Das ist wichtig, um den Kopf freizubekommen.

 

Sie berichten über Ihre Arbeit auch auf Instagram. Mit welchem Anliegen?

Ich möchte einen Einblick in die Arbeit geben und über Themen wie Einsamkeit im Alter, Alkohol- und Drogensucht und deren Folgen aufklären. 

« zurück
zur aktuellen Ausgabe