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Die Kinderärztin weiß Bescheid:

Der Frühling kriecht aus den Löchern - die Zecke auch?

Auch im Frühling sollte man sich trotz der Zeckengefahr nicht von einem Spaziergang durch die Natur abhalten lassen. © Elina Fairytale/Pexels

Die europäische Zecke Ixodes ricinus ist mit Frühlingsbeginn Thema in der kinderärztlichen Praxis. Wie kann man sich am besten schützen? Macht eine „Zeckenimpfung“ Sinn? Und wenn es doch passiert ist - Wie entfernen wir die Zecke am besten?

Irrglaube entlarvt

Mein Chefarzt in der Kinderklinik, in der ich vor einigen Jahren arbeitete, pflegte uns Assistenzärzten einzuschärfen: Die Zecke beißt nicht, sie sticht! Sie hat nämlich keinen Beißapparat. Es heißt also Zeckenstich und nicht Zeckenbiss. Und damit wir bei der korrekten Beschreibung bleiben, sei hier nochmal der hartnäckigen Überzeugung entgegengesetzt: Die Zecke fällt nicht vom Baum. Sie hält sich stattdessen gerne in Wäldern in hohem Gras, im Gebüsch sowie im losen Laub auf. Ab einer beständigen Temperatur von 5°C wird sie aktiv. Hat die Zecke einen Wirt gefunden, sucht sie sich bevorzugt eine geschützte warme Stelle wie die Achseln, Ellenbeugen, Kniekehlen und Genitalbereich, aber auch den Haaransatz oder die Ohren.

Bis die Zecke also einen geeigneten Ort gefunden hat und mit dem Saugen beginnt, können einige Stunden vergehen. Deshalb ist es die wichtigste Prävention, sich selbst und das Kind nach einem Waldspaziergang in den wärmeren Monaten gründlichst nach einem Zeckenbefall zu untersuchen. Ist man fündig geworden, ist die wichtigste Maßnahme, die Zecke so schnell wie möglich zu entfernen. DASS man sie entfernt, ist dabei viel wichtiger als WIE man sie entfernt. Ob Pinzette, Zeckenpinzette, Zeckenkarte oder zur Not auch der Fingernagel - alles sind gut einzusetzende Mittel. So nah wie möglich an der Hautoberfläche gegriffen, sollte die Zecke langsam und gerade herausgezogen werden und danach die Hautstelle desinfiziert werden. Es muss weder in eine bestimmte Richtung gedreht werden noch sollten Öl oder Klebstoff verwendet werden. Manchmal klappt es nicht, die Zecke komplett zu entfernen und ein „kleiner schwarzer Punkt“ verbleibt in der Haut. Dies könnte zwar eine Entzündungsreaktion in der Haut hervorrufen, ist aber nicht der Kopf der Zecke, sondern ein Teil des Stechapparats, der allein funktionslos ist. Man muss also keine Sorge vor einer weiteren Krankheitsübertragung haben.

Wie man sich schützen kann

Um sich vor Zeckenstichen zu schützen, empfiehlt sich lange helle Kleidung, lange Socken und festes Schuhwerk, um der Zecke den Weg zur Haut zu erschweren und um sie schneller zu entdecken und sie wieder „abzuschütteln“. Zeitweise schützend ist auch die Anwendung von Repellentien auf der Haut. Ein Schutz gegen die FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, die von Zecken übertragen wird, bietet außerdem die Impfung. Der umgangssprachliche Begriff „Zeckenimpfung“ ist natürlich nicht korrekt, denn die Impfung schützt weder vor der Zecke selbst noch vor der durch die Zecke übertragene Borreliose. Deshalb, ob geimpft oder nicht, sollte jeder Zeckenstich nach Entfernung der Zecke weitere 14 Tage beobachtet werden, ob eine kreisförmig „wandernde“ Rötung um den Stich herum erscheint (sog. Erythema migrans). Bei Kindern kann die kreisförmige Rötung manchmal auch an anderen Körperstellen oder sogar an mehreren Körperstellen gleichzeitig erscheinen! Dann bitte beim Kinderarzt vorstellen, welcher bei Sicherung der Diagnose eine antibiotische Therapie einleiten wird. Während die Borreliose in allen Teilen Deutschlands vorkommt, gibt es für die FSME bestimmte Risikogebiete, welche auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts in der „FSME-Karte“ einzusehen sind.

Die FSME, eine von Viren ausgelöste Entzündung von Gehirn und Gehirnhäuten, ist bisher nicht ursächlich zu behandeln. Schwere Krankheitsverläufe sind bei Kindern aber zum Glück selten. Deshalb: Frühlingszeit ist zwar Zeckenzeit, aber mit der richtigen Kleidung und täglich sorgfältiger Körperuntersuchung kein Grund zur Sorge. Waldspaziergänge sind Balsam für die Seele und Buden bauen lässt sich am besten im Unterholz.

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