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  • Film
„Natürlich habe ich Träume“

„CHARITÉ“-Produzentin Henriette Lippold im Portrait

Drehstartbild zur 3. Staffel „CHARITÉ“ (v.l.nr.): Produzentin Henriette Lippold, Regisseurin Christine Hartmann, Kamera Holly Fink, Muriel Bielenberg (Christa Rösler), Nina Kunzendorf (Dr. Ingeborg Rapoport), Patricia Meeden (Schwester Arianna) und Anatole Taubman (Prof. Mitja Rapoport) © Stanislav Honzik

Leipzig kann sehr gut Medienstandort sein. Das beweist in aller Stärke und Zuversicht die Produzentin der UFA Fiction Henriette Lippold, die hier lebt und u.a. die „SOKO Leipzig“ produziert.
Derzeit arbeitet sie auch als Produzentin der preisgekrönten ARD-Eventserie „CHARITÉ“. Und diese Serie läuft seit Dienstag, den 12. Januar 2021, im Ersten – und ist auch auf Netflix ein echter Überhit.

In der dritten Staffel der „CHARITÉ“, so erzählt die Produzentin Henriette Lippold dem Ahoi-Redakteur Volly Tanner, geht’s um den schicksalhaften Sommer des Jahres 1961. „Für den allergrößten Teil der Bevölkerung wird vollkommen überraschend die Mauer gebaut und damit die DDR nun auch offensichtlich als eigenes Land abgeteilt“, so Henriette Lippold im Gespräch – und weiter: „Das Spannende für uns ist die Tatsache, dass die Grenze direkt am CHARITÉ-Gelände entlang verlief und somit Patienten und Ärzte direkt mit den Auswirkungen konfrontiert wurden.

Im Mittelpunkt der sechs Folgen steht wieder eine fiktive Frauenfigur. Diesmal gehen wir mit Dr. Ella Wendt (Nina Gummich) auf die Reise, die aus Senftenberg nach Berlin berufen wird, um das durch die permanente Ärzteflucht stark gebeutelte Krankenhaus zu verstärken. Ihre Leidenschaft gehört aber eigentlich der Forschung. Sie hat dem Krebs den Kampf angesagt. Einen Förderer findet sie in der historisch belegten Figur Prof. Dr. Otto Prokop (Philipp Hochmair) – einer der Koryphäen an der CHARITÉ. Als Serologe, aber vor allem als Gerichtsmediziner, hat er Bahnbrechendes geleistet. Neben Prokop lernt der Zuschauer auch Dr. Ingeborg Rapoport (Nina Kunzendorf) und Prof. Dr. Helmut Kraatz (Uwe Ochsenknecht) kennen. Mit der Kinderärztin und dem Gynäkologen durchlebt der Zuschauer wieder viele emotionale Fälle und lernt enorm aus der Verbindung aus Zeit- und Medizingeschichte.“

„International Emmy“ als beste Serie

Für die erste deutsche, im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlte, SerieDeutschland83“, bei der Henriette Lippold ebenfalls für die UFA Fiction als Produzentin agierte, bekam das Team 2016 sogar den heißbegehrten „International Emmy“ als beste Serie. „Für die Verleihung sind wir nach New York geflogen – nur wenige Wochen, nachdem Trump die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte. Die Gala fand im gleichen Raum wie seine Siegesfeier statt. Das war ein merkwürdiger Moment, denn es war deutlich spürbar, dass die Amerikaner sehr verunsichert waren, was die Zukunft bringen wird. Es war spannend, zu so einem Wendepunkt in Amerika zu sein. Die Verleihung an sich war erstaunlich minimalistisch. Mein Höhepunkt war definitiv unser Laudator Damian Lewis.“

Neben „CHARITÉ“ und „Deutschland83“ arbeitet Lippold, wie schon erwähnt, auch als Produzentin der Leipziger Krimiserie SOKO Leipzig, die regelmäßig das Einschaltquotenranking anführt. „Allerdings kümmert sich Katharina Rietz als ausführende Produzentin in Absprache mit der Redaktion und mir um alle inhaltlichen Belange. Sie wiederum kann auf ein sehr gut eingespieltes Team aus Producerin Tanya Momella Mallory und Junior-Producer Toni Heye zurückgreifen. Die SOKO ist Teamarbeit. So wie eigentlich alle Serien und Filme. Es sind immer Gemeinschaftsleistungen. Im letzten Jahr hatte ich das große Privileg mit der CHARITÉ inhaltlich den Bau der Mauer zu erzählen und wenig später im Film ,Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution‘ fast den Mauerfall“, so erzählt sie uns weiter.

„In der ,... unheimlichen Leichtigkeit der Revolution‘ geht’s um die Umweltbewegung der End80er und wie sie in Leipzig dazu geführt hat, dass die Aktionen politisch wurden und schließlich in die Montagsdemos mündeten. Mauer einmal aufgebaut und fast wieder eingerissen – und das alles in einem Jahr. Das muss uns erstmal jemand nachmachen. Die REVOLUTION (Drehbuch: Thomas Kirchner nach dem gleichnamigen Sachbuch von Peter Wensierski / Regie: Andy Fetscher) kommt aller Voraussicht nach dieses Frühjahr ins Fernsehen. Genau wie bei der CHARITÉ waren hier Jana Brandt und Johanna Kraus vom MDR unsere Partner, mit denen wir auch gemeinsam durch die Coronakrise geschippert sind.“

Uns Coronagebeutelten drängt sich natürlich bei der CHARITÉ die Frage auf, wie diese Serie unter Lippolds Produzentenschaft zu Netflix kam – wo wir nun im Dauerlauf der Serienentwicklung beiwohnen können – und Henriette sagt dazu: „Um den weltweiten Vertrieb kümmert sich die UFA Distribution als zentraler Verleih- und Vertriebsarm innerhalb der UFA-Gruppe.

Mut zeigen

Dass bei Henriette Lippold noch nicht alle Träume in Erfüllung gegangen sind, ist verständlich – einerseits ist sie ja auch noch jung an Jahren – aber eben auch voller fantasievoller Ideen: „Es wäre ja schrecklich, wenn ich keine Träume mehr hätte. Natürlich habe ich Träume. Ich würde mir wünschen, dass wir die Niederlassung Leipzig weiterhin ausbauen und noch viele Filme und Serien aus Mitteldeutschland hier vor Ort umgesetzt bekommen. Und privat? Ja, leider ist ja auch die Normalität momentan ins Reich der Träume abgewandert. Ich träume davon, dass wir in diesem Jahr unser viertes LANDschafftTHEATER aufführen können (Infos: LANDschafftTHEATER-Info.de), von Urlauben mit Freunden und Familie und ganz viel Tanzen, Feiern, Konzerten, Museumsbesuchen und völlig undistanzierter Lebenslust.“

Und für das Leipzig-Aushängeschild „SOKO Leipzig“ wünscht sie sich: „Ich hoffe, dass die Coronasitaution zulässt, dass wir unser 20jähriges Ausstrahlungsjubiläum mit der SOKO Leipzig anständig feiern können. Im Januar 2001 lief die erste Folge. 20 Jahre später hat sich vieles getan. Aber wir sind unwahrscheinlich stolz auf Melanie Marschke und Marco Girnth, die seit dem ersten Tag mit dabei sind. Was haben wir nicht alles zusammen mit ihnen erlebt. Und was dürfen wir nicht auch weiterhin alles mit ihnen erleben. Derzeit können wir Jan Maybach zum Beispiel jeden Freitag 21.15 Uhr im ZDF bei einer absoluten Lebenskrise verfolgen. Diese Art der Erzählung wäre früher nie möglich gewesen und zeigt den Mut – nicht zuletzt der Redaktion um Matthias Pfeifer, Jasmin Maeda und Ronja Reitzig. Einen Mut, auf den es unbedingt anzustoßen gilt.“

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