125 Jahre Tennistradition vor Bauhaus-Kulisse

Aushängeschild
Die erste Mannschaft spielt in der Regionalliga und gehört zu den besten ostdeutschen Teams. Mit dabei ist der erst 13 Jahre alte Nikolai Barsukov (Foto). Das Talent gehört deutschlandweit zu den besten seiner Altersklasse und war bereits Deutscher Meister. „Man braucht eine solche Spitzenmannschaft, um im Gespräch zu bleiben. Es ist wichtig für den Leistungsanspruch im Verein und auch für Sponsoren“, sagt Vizepräsidentin Katja Bönisch. Die Spiele kosten übrigens keinen Eintritt und sind offen für jedermann.


Bunte Mitgliedschaft
Tennis ist ein generationsübergreifender Sport. Mitglieder im Alter von deutlich über 80 Jahren schlagen hier ebenso auf wie die knapp 100 Kinder und Jugendlichen, die hauptsächlich von Gregor Baron (Foto) betreut werden, der hier die Klub-Tennisschule leitet. Der TC ist in fast allen Altersklassen vertreten; ältestes Mitglied ist Anita Wrensch (93), die sich noch erinnern kann, wie früher im Winter die Tennisplätze zu Eisbahnen umfunktioniert wurden. Übrigens: Das Klischee vom Elitesport trifft beim TC R.C. Sport nicht zu: „Jeder kann Tennisspielen“, sagt Bönisch. „Egal, ob Maurer oder Arzt.“ Für 230 Euro pro Jahr (Studenten: 120) sind Erwachsene dabei.

Anfänge beim Radsport
Der TC R.C. Sport wurde 1895 als Radfahrclub gegründet und firmierte später als Radpoloclub. Das Rasenrad-Polospiel war eine Mode aus England. Tennis kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts hinzu. Zu Beginn spielte der Club auf einer Anlage am Mückenschlösschen, erst nach dem Ersten Weltkrieg pachtete der Verein die abrissreife Anlage auf dem heutigen Gelände.

Einzigartiger Treffpunkt
Der frühere Journalist Heinrich Jacob (70) führt seit etwa zehn Jahren das Büdchen auf dem Vereinsgelände. Bei dem gebürtigen Dortmunder Heinrich gibt es nicht nur Kaltgetränke, hier werden auch der neueste Klubtratsch und die besten Anekdoten aus den vergangenen Jahrzehnten verhandelt. Die Terrasse neben dem Kiosk ist der zentrale Punkt der Anlage. Die Zuschauer sitzen hier nur ein paar Meter vom Spielfeld entfernt; wenn die erste Herren-Mannschaft spielt, ist es rappelvoll – einzigartig in Leipzig. „Wir sind ein sehr geselliger Verein. Egal, welchen Alters und welcher Spielstärke, sitzt man auf der Terrasse zusammen. Das ist wie eine Familie“, berichtet Vize-Präsidentin Bönisch.

Bauhaus auf dem Tennisplatz
Das 1932 eingeweihte Vereinshaus am Elsterwehr gehört zu den außergewöhnlichsten hierzulande. Der von Architekt und Klubmitglied Otto Hellriegel umgesetzte Bauhaus-Bau ist einem Schiff nachempfunden. Der verglaste Bug diente einst als Herrenzimmer der Klubmitglieder und erlaubt den Blick auf alle neun Tennisplätze. Auf der Dachterrasse, dem „Liegedeck“, wurde einst vornehm getafelt. Heute ist das Dach nicht mehr betretbar, dafür ist die Art-Deco-Einrichtung noch teilweise erhalten. Und das, obwohl das Gebäude jahrzehntelang als Kultdisco für die Studenten der DHfK diente. Aktuell kämpft der Verein mit dem Freistaat Sachsen, dem Besitzer, um sein Vereinsgelände, weil der Pachtvertrag Ende 2023 ausläuft. „Es gibt Gespräche und wir sind guter Hoffnung, über 2023 hinaus auf dem Gelände bleiben zu dürfen“, sagt Interimsvorsitzende Katja Bönisch.
Termine und Infos: www.rcsport-leipzig.de