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Sachsens erste staatliche Online-Glücksspielbank

Wie der Glücksspielstaatsvertrag den Online-Casino-Markt verändert

Das Online-Glücksspiel wird immer beliebter © © Adobe Stock / Euqirneto - 57363773

Die sächsische Spielbank geht 2023 neue Wege und passt sich damit dem Trend zum virtuellen Glücksspiel an. Die Sächsische Spielbanken GmbH eröffnet die erste staatliche Online-Glücksspielbank. Warum ist das besonders und was hat Sachsen davon?

Der Glücksspielmarkt boomt. Echte Casinos und Spielbanken können mit dem persönlichen Kontakt und einer gewissen Atmosphäre überzeugen. Viele Spieler schätzen das, wenn sie mal wieder ihr Glück herausfordern möchten.

Das Online-Glücksspiel wird allerdings immer beliebter – und das aus offensichtlichen Gründen. Das Spielen im virtuellen Raum ist einfach und bequem und kann von überall aus betrieben werden. Am PC, auf dem Tablet oder sogar in der mobilen Version auf dem Smartphone, das eigene kleine Casino ist stets dabei, wenn gewünscht.

Die Corona-Pandemie hat den stationären Spielehallen ebenfalls massiv geschadet. Die Casinos mussten erst schließen und konnten dann nur unter Auflagen wieder öffnen. Zwar gehen die Besucherzahlen wieder hoch, der eine oder andere Spieler wird in dieser Zeit dennoch die Vorteile des virtuellen Glücksspiels kennen- und schätzen gelernt haben. Verlorene Kunden wieder zu erreichen, ist für Unternehmen egal in welcher Branche keine einfache Aufgabe.

Es erscheint also durchaus sinnvoll für die staatlichen Spielbanken, den Weg in das Online-Glücksspiel konsequent mitzugehen und den Kunden eine einfache und sichere Alternative zu den privaten Anbietern zu präsentieren. Dafür gibt es allerdings einige rechtliche Rahmenbedingungen, die im Glücksspielstaatsvertrag geregelt sind.

Der Glücksspielstaatsvertrag

Der Grund, warum in Sachsen erst jetzt die erste deutsche Online-Spielbank entsteht und es nicht schon viele weitere gibt, liegt in der Entwicklung des Glückspielstaatsvertrages. Dieser Vertrag trat ursprünglich bereits 2008 in Kraft und stellt ein rechtliches Abkommen dar, welches die Legalität von Glücksspiel in all seinen Formen regelt. In dem Vertrag geht es vor allem darum, wer Glücksspiel legal anbieten darf und wie die Spieler zu schützen sind. Hierfür sollen Maßnahmen getroffen werden, die Spieler vor der Spielsucht bewahren und vor allem Jugendliche vom Glücksspiel fernhalten.

Der Glücksspielstaatsvertrag wurde mit all seinen Anpassungen in der Vergangenheit von allen Bundesländern unterschrieben. Nur Schleswig-Holstein bildete eine Ausnahme und führte ein eigenes Gesetz ein. Einer der größten Unterschiede zum damaligen Vertrag der restlichen Bundesländer: Schleswig-Holstein vergab Lizenzen für Online-Casinos.

Das Bundesland wurde dafür scharf kritisiert, konnte diesen Ausnahmeweg aber dennoch weiter beschreiten. Das ist auch der Grund, warum in so mancher Werbung für ein Online-Casino der Hinweis eingebaut wurde: „Dieses Angebot gilt nur für Spieler mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthaltsort in Schleswig-Holstein“.

Das hielt natürlich Spieler in anderen Bundesländern nicht davon, sich bei diesen Online-Spielbanken zu registrieren. Zudem gab und gibt es zahlreiche Anbieter, die in anderen Ländern angemeldet sind und so in einer rechtlichen Grauzone auf dem deutschen Markt agieren – das aber dennoch sehr erfolgreich.

Unter anderem um diese Diskrepanzen aufzuheben, wurde 2021 ein neuer Glücksspielstaatsvertrag eingeführt, der Online-Glücksspiel nun in allen Bundesländern erlaubt. Das hat verschiedene Vorteile:

  • Es gibt keinen Sonderweg mehr von einzelnen Bundesländern
  • Der Staat generiert mehr Steuereinnahmen
  • Die einheitlichen Regelungen für die Vergabe von Glücksspiellizenzen sorgen für mehr Sicherheit
  • Es können verbindliche Vorgaben beim Jugendschutz und der Suchtprävention gemacht werden

Die Bundesländer können seit 2021 also Konzessionen für private Glücksspielanbieter im Online-Bereich vergeben. Die Vergabe einer solchen Lizenz ist aber natürlich mit gewissen Auflagen verbunden, an die sich die Anbieter halten müssen. Dazu zählt unter anderem:

  • Ein verifiziertes Spielerkonto, mit dem vor allem das Mindestalter von 18 Jahren gewährleistet wird.
  • Die Einführung eines automatisierten Systems, um suchtgefährdete Spieler frühzeitig zu erkennen
  • Die Möglichkeit zur Selbstsperrung für 24 Stunden
  • Ein monatliches Einzahlungslimit von 1000 Euro
  • Die Einsicht für den Spieler in die eigenen Verluste und Gewinne
  • Die Einführung einer bundesweiten Spielerdatei

Der neue Glücksspielvertrag kommt mit guten Argumenten daher, steht aber dennoch in der Kritik. Zum einen werden die Wettanbieter, die im Ausland sitzen und auf dem deutschen Markt agieren, damit immer noch nicht eingeschränkt.

Zum anderen wird der Überwachungsaspekt und damit auch das Thema Datenschutz immer wieder angebracht. Die zentrale Spielerdatei speichert eine Menge Informationen über die Spieler. So werden neben den üblichen Daten die Einsätze und das Spielverhalten verfolgt. Was den Spieler schützen soll, wird von vielen Seiten als zu strenge Überwachung angeprangert, da sich die Spieler mit auffälligem Verhalten klar in der Minderheit befinden, die vielen anderen Spieler aber dennoch von diesen vielen Überwachungsmechanismen betroffen sind.

Experten im Bereich der Glücksspielsucht und Prävention hätten zudem gerne eine stärkere Verantwortung auf Seiten der Anbieter für die Folgen und Kosten der Spielsucht.

Sachsen macht es vor

Rechtlich gesehen ist die Bahn nun also frei für legales Online-Glücksspiel. Dennoch gestaltet sich der Lizenzierungsvorgang langwierig, weshalb die Zahl in Deutschland registrierter Anbieter nach wie vor gering ist. Das ist ein Problem, weil Kunden sich durch das neue Gesetz in Sicherheit wiegen, am Ende aber gar nicht wissen, welcher Anbieter lizenziert ist und aufgrund der geringen Anzahl sehr wahrscheinlich bei einem Anbieter in der gesetzlichen Grauzone landen.

Die Sächsische Spielbanken GmbH in Leipzig ist nun seit Anfang 2023 die erste staatliche Online-Glücksspielbank in Deutschland. Sachsen rüstet das eigene Portfolio neben den Spielbanken in Leipzig, Dresden und Chemnitz damit weiter auf und ist direkt an den Gewinnen der Online-Spielbank beteiligt. Gleichzeitig kann die staatliche Spielbank zeigen, wie die neuen Regelungen umgesetzt werden können und was sie bringen. Davon profitiert am Ende die gesamte Branche, inklusive der Spieler.

Letztlich können sich hier auch Neueinsteiger in einer sicheren Umgebung versuchen und eines der mehreren hundert Spiele ausprobieren. Dann muss sich zeigen, ob sich das staatliche Angebot mit seinen Vorteilen in Sachen Seriosität und Verbraucherschutz gegen die etablierten privaten Anbieter durchsetzen und ausreichend Kunden gewinnen und halten kann. Außerdem stehen die vielen Sicherheitsmechanismen und Überwachungsmethoden nun zum ersten Mal prominent auf dem Prüfstand.

Glücksspiel 2023 – die Trends

Der Erfolg des staatlichen geförderten Online-Glücksspiels hängt selbstverständlich auch davon ab, ob die Spielbank die Online-Trends mitgehen kann. So ist zum Beispiel das Spielen auf dem Handy eine immer beliebtere Methode. Die Online-Casinos sollten also nicht nur im Browser gut aussehen und funktionieren. Mobile First ist das Stichwort der Stunde.

Kunden wollen zudem regelmäßig neue Spiele und die Branche produziert stetig nach. In Sachsen beispielsweise will man das Spieleportfolio, das jetzt schon über 300 Spiele umfasst, langfristig auf 600 ausbauen.

Der ganz große Hype der Kryptowährungen ist vorerst vorbei. Als Zahlungsmittel spielt es dennoch für viele Menschen eine immer größere Rolle. Online-Casinos sollten das Bezahlen mit der Kryptowährung also in jedem Fall ermöglichen. Noch spannender wird es bei Casinos, die sogenannte NFT, also Non-Fungible Tokens, als Wetteinsatz akzeptieren. Hier wird sich noch vieles tun.

Auch das Thema VR wird zunehmend relevant. Nur weil Spieler die Bequemlichkeit des virtuellen Raumes nutzen möchten, heißt das nicht, dass sie die Atmosphäre eines wirklichen Casinos nicht zu schätzen wissen. Mit VR-Brillen können sich Spieler mittendrin fühlen, ohne das Haus zu verlassen.

Aspekte wie Spieler- und Datenschutz sind vor allem bei Gelegenheitsspielern nicht zu unterschätzen. Gerade der neue Glücksspielstaatsvertrag hat den Wunsch nach seriösen Anbietern verstärkt. Es ist entscheidend, dieses Image auch nach außen zu kommunizieren.

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